Remscheid Kirschnereit spielt für die Lutherkirche

Remscheid · Zum vierten Mal erklärte sich Matthias Kirschnereit bereit, in Remscheid ein Benefizkonzert zugunsten eines wohltätigen Zwecks zu geben.

Diesmal sammelte die Luther-Kirchengemeinde für ihre Kirche, die wie berichtet sehr aufwändig und mit dementsprechend hohen Kosten saniert werden muss. Der Bruder des Lutherkirchen-Kantors Jörg-Martin Kirschnereit ist einer der renommiertesten Pianisten Deutschlands und riss die Zuhörer im sehr gut besuchten Saal des Gemeindehauses nach dem letzten Ton seiner Darbietung geradezu von den Sitzen. Mit Souveränität, Virtuosität, Leidenschaft und Empfindsamkeit gestaltete der Professor der Hochschule für Musik und Theater in Rostock sein teils aus Werken der populären Klassik zusammengestelltes Programm, das für den Anlass sehr passend ausgewählt war.

In Mozarts Sonate A-dur mit dem berühmten Eingangsthema und dem beinahe zum Gassenhauer avancierten "Alla turca" bestach der Musiker mit Spiellust und einem atemberaubend hohen Tempo im Schlusssatz. Auch in Beethovens unvergleichlicher "Mondschein-Sonate" zeigte Kirschnereit, wie aktuell derlei Klassiker auch heute noch sein können, wenn der Interpret sie mit derlei Hingabe und eigenem Gestaltungsvermögen präsentiert. Dies galt ebenso für zwei "Lieder ohne Worte" von Felix Mendelssohn Bartholdy, von denen der Pianist jüngst alle 67 für eine CD-Produktion eingespielt hat. Hier beeindruckten vor allem die fein ausgeformten Tonfolgen des so genannten "Gondellieds".

Einen Zeitensprung in Richtung Moderne gab`s nach der Pause mit Debussy und Rachmaninoff. Die sich im Vergleich zu Mozart und Beethoven im 19. und 20. Jahrhundert verändernde Tonsprache konnte das Publikum sehr schön verfolgen. In den "Reflets dans l`eau" aus Debussys "Image Livre 1" konnte man durch Kirschnereits wunderbares Spiel das Wasser plätschern, sanft durch ein Flussbett fließen oder leise auf einen Stein tropfen hören. Vier Preludes von Rachmaninoff ließen ein bisschen die russische Seele in den Saal einziehen, ohne das dies folkloristisch gewirkt hätte. Denn der Künstler blieb seiner eleganten, differenzierten Spielweise treu. Angenehmer hätte ein Abend zugunsten der Lutherkirche kaum sein können.

So prasselte Applaus auf den mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichneten Instrumentalisten nieder, den die familiären Bande immer mal wieder nach Remscheid führen. Mit ihrer Kollekte, um die statt eines Eintrittspreises gebeten wurde, unterstützen die Zuhörer die weiteren Arbeiten am denkmalgeschützten Gotteshaus. Derzeit werden die Fugen am Mauerwerk neu gefüllt, sodann steht die Sanierung des Daches über dem Chorraum an.

(bona)
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