Remscheid Kirchenasyl beendet - Abdi darf bleiben

Remscheid · Nach zweieinhalb Jahren hat der 21-Jährige Somalier per Gerichts-beschluss einen offiziellen Aufenthaltstitel und kann sich frei bewegen.

 Das Kirchenasyl ist für den Somalier Abdi (21) beendet. Sobald der Gerichtsbescheid eintrifft, darf er sich frei bewegen.

Das Kirchenasyl ist für den Somalier Abdi (21) beendet. Sobald der Gerichtsbescheid eintrifft, darf er sich frei bewegen.

Foto: Jürgen Moll

Die lange Zeit des Wartens und Bangens ist für Abdirahman Mohamed Ahmed vorbei. Nun darf er das evangelische Gemeindehaus in Hasten verlassen, ohne fürchten zu müssen, von der Polizei überprüft und festgenommen zu werden. Seine Zeit im Kirchenasyl hat ein Verwaltungsrichter in Kassel durch seinen Spruch beendet. Der junge Mann, den seine Freunde und Bekannten kurz Abdi nennen, bekommt einen Ausweis mit Duldungs-Status. Den Kasseler Richterspruch wertet Stadtsuperintendent Hartmut Demski als "Bestätigung für den Status des Kirchenasyls, das Gelegenheit zu einer rechtlichen Übeprüfung gab - Abdhi wäre abgeschoben worden, und das wäre falsch gewesen." Die nun ergangene Duldung konnte nicht zuletzt durch die Beauftragung einer Rechtsanwältin durch die Remscheider Unterstützer erwirkt werden.

Als Abdhi im Frühjahr 2014 nach Remscheid kam, hatte er einen langen Weg hinter sich. Sein Ziel: Er wollte sich zu seiner älteren Schwester durchschlagen, die in Remscheid lebt. Sein Weg führte ihn aus Mogadischu, wo derzeit noch seine Mutter sowie weitere Geschwister leben und immer noch ein Bürgerkrieg tobt, quer durch Afrika ans Mittelmeer. In Libyen wurde er inhaftiert. Um aus dem Gefängnis zu fliehen, seifte sich der junge Somali mit Duschgel ein, um sich durch die Gitterstäbe winden zu können.

Nach einer gefahrenreichen Bootsüberfahrt landete er im italienischen Lampedusa. Von dort aus schlug er sich nach Deutschland durch, wo er als damals noch minderjähriger, unbegleiteter Flüchtling anlandete. Im hessischen Fulda durfte er aber nicht bleiben. Der Abschiebebescheid vom 23. Dezember 2013 fußte auf dem damals noch gültigen Dublin-Abkommen, nach dem Neuankömmlinge dorthin zurückgeschickt werden konnten, wo sie erstmals ihren Fuß auf EU-Boden setzten. Abdi sollte also zurück nach Italien und lief den Behörden davon. In Remscheid bei der Schwester angekommen, öffnete sich für ihn eine Kirchentür.

"Er konnte es erst gar nicht fassen, dass nun alles vorbei ist", sagt Pfarrerin Annette Cersovsky aus Hasten. "Er freut sich riesig und seine Schwester ebenso." Nun sei für ihn der Weg frei, einen Schulabschluss zu machen und Integrationskurse zu besuchen. Auch erhalte er als geduldeter Flüchtling finanzielle Unterstützung durch staatliche Stellen. Bisher war die Hastener Kirchengemeinde komplett für ihn aufgekommen. Unterstützung und Anteilnahme der Gemeinde seien nach wie vor sehr groß, sagt die Pfarrerin. Abdi spreche inzwischen auch schon ein wenig Deutsch und verstehe die Sprache schon recht gut. "Er ist für viele zu einem Familienmitglied geworden und hat in unserer Jugendgruppe viele Freunde gewonnen", sagt Annette Cersovsky.

(bu)
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