Remscheid Kino, Gespräche und Aufarbeitung

Remscheid · Im Tourneetheater thematisierte die SPD den Bergarbeiterstreik im Partnerbezirk Wansbeck in den 80er Jahren.

Manche Ereignisse wirken lange nach. So, wie der englische Bergarbeiterstreik in den 80er Jahren, der viele Teile der Bevölkerung in England noch bis heute prägt.

Zum zweiten Teil der Kinoreihe von "Kino und Gespräch" lud die Remscheider SPD jetzt ins Westdeutsche Tourneetheater ein. Rund 20 Zuschauer verfolgten den Streifen "Pride" von Regisseur Matthew Warchus, der auf wahren Ereignissen während des Bergarbeiterstreits 1984 beruht. Eine Schwulen- und Lesbengruppe aus London beschließt, sich unter dem Namen "Lesben und Schwule für die Bergarbeiter" für die streikenden Arbeiter und ihre Familien im walisischen Bergarbeiterdorf Onllwyn einzusetzen und Geld zu sammeln. In dem Film treffen zwei unterschiedliche Gruppen aufeinander, die sich nach anfänglichem Zögern jedoch solidarisieren.

Unter der Regierung von Margaret Thatcher sollten bis zu 20.000 Arbeitsplätze gestrichen werden. Rund ein Jahr lang traten die meisten Bergarbeiter in Streik, zeitweise bis zu 180.000 Kumpel gleichzeitig, die zu großen Teilen am Existenzminimum lebten. Auch die Remscheider sammelten Spenden für den damaligen Partnerbezirk Wansbeck. Letztlich verloren die Kumpel jedoch den erbitterten Kampf.

"Das hat tiefe Spuren hinterlassen", erklärte Sven Wiertz, Stadtkämmerer und Patendezernent für Remscheids englische Patenstadt Ashington und Newbigging-by-the-Sea. Anders als im Ruhrgebiet habe es in England in den Bergbauregionen keinen Strukturwandel gegeben. Die Aufarbeitung des einschneidenden Erlebnisses findet bis heute eigentlich nur im Film statt, bemerkte Wiertz. In "Billy Eliot - I will dance" wird der Streik etwa in eine autobiographische Geschichte eingebettet.

In Warchus Werk wird neben den prägenden Streik auch die Akzeptanz Homosexueller thematisiert. Wie der SPD-Landtagsabgeordnete Sven Wolf im Gespräch erklärte, gebe es in dieser Hinsicht allerdings noch einiges in Deutschland aufzuarbeiten. Die Verfolgung Homosexueller durch den Paragraphen 175 fand zwar 1994 ein Ende. Die Entschädigung für die Opfer ist bis heute allerdings noch offen.

"Ich glaube, das ist jetzt der richtige Zeitpunkt, denn noch kann man viele Zeitzeugen befragen und ihnen auch die Hand zur Entschuldigung reichen", sagte Wolf. In seinem Eckpunktepapier zur Rehabilitierung fordert Bundesjustizminister Heiko Maas eine pauschale Aufhebung der Urteile sowie individuelle als auch kollektive Entschädigungen für die Opfer der damaligen Zeit.

(lupi)
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