Remscheid Kinderwunsch - zwei Wege ihn zu erfüllen

Remscheid · Der Schulmediziner Prof. Christian Gnoth und der Heilpraktiker Andreas Noll geben Ratschläge für Paare, die Eltern werden möchten. Das Alter der Frau spielt laut Gnoth dabei eine große Rolle.

 Prof. Christian Gnoth ist in Remscheid geboren und aufgewachsen. In seinem neuen Buch kommt auch ein Heilpraktiker zu Wort.

Prof. Christian Gnoth ist in Remscheid geboren und aufgewachsen. In seinem neuen Buch kommt auch ein Heilpraktiker zu Wort.

Foto: Georg Salzmann

Mit seinem neuen Buch "Kinderwunsch, ganzheitliche und schulmedizinische Wege" beweist Professor Christian Gnoth Mut und Offenheit. Denn dass ein Schulmediziner, wie Gnoth, der in Remscheid geboren und aufgewachsen ist, an der Uni Köln lehrt und in Grevenbroich die "Kinderwunsch"-Klinik betreibt, gemeinsam mit einem Heilpraktiker ein Buch veröffentlicht, ist keine Selbstverständlichkeit: "Ich vertrete die Auffassung, dass man im Dialog bleiben muss. Wissenschaftlichen Untersuchungen hält die Komplementärmedizin zwar nicht stand. Man kann aber auch nicht beweisen, dass sie nicht wirkt", sagt Gnoth. Er selbst arbeite und forsche streng schulmedizinisch, lehne aber zum Beispiel die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), die sein Koautor Andreas Noll betreibt, nicht pauschal ab. "Wir Wissenschaftler sind sind es gewöhnt, zu messen, zu wiegen und zu testen. Dieses Denken passt aber nicht in die Naturheilkunde, die jedoch auf jahrtausendealter Erfahrung fußt", erkennt Gnoth an.

Mit ihrem mittlerweile fünften gemeinsamen Buch verfolgen der Facharzt für Gynäkologie und gynäkologische Endokrinologie und der Heilpraktiker aber das gemeinsame Ziel, Paaren bei der Erfüllung ihres Kinderwunsches zu helfen. "Und dabei habe ich eine Mission", sagt Gnoth, der sich in seiner wissenschaftlichen Forschung den Ursachen der Fruchtbarkeitsqualität bei Frauen, dem sogenannten Anti-Müller-Hormon (AMH), auf die Spur gemacht hat. Dieses Hormon sei landläufig das, was man als die biologische Uhr der Frau bezeichne. Mit einer Untersuchung des AMH im Blut lasse sich der Vorrat der noch vorhandenen Eizellen ablesen. Diese Reserve sinke aber deutlich mit dem Alter der Frau ab: "Mit der AMH-Untersuchung, die in der Regel von den Krankenkassen gezahlt wird, lässt sich ausloten, ob es für eine Schwangerschaft nicht zu spät ist", betont Gnoth.

Denn die Paare, die aus einem großen Einzugsbereich in die Grevenbroicher "Kinderwunsch"-Klinik kommen, nehmen viel auf sich, wie Gnoth zugibt: Die Belastungen auch für die Partnerschaft und nicht zuletzt die Kosten seien nicht zu unterschätzen, da die Kassen heutzutage nur für die ersten drei Versuche der künstlichen Befruchtung zahlten: "Deshalb geben die meisten Paare zu früh auf", bedauert der Mediziner. In der Regel sei aber jeder dritte Therapiezyklus bei Frauen bis Mitte/Ende 30 erfolgreich. Und bei sechs Therapiezyklen käme es bei 75 Prozent der Frauen zur Geburt eines Kindes: "Schwierig wird es aber, wenn die Frau über 40 ist", sagt Gnoth und fügt hinzu: "Der Hauptgrund, dass es mit dem Kinderwunsch nicht klappt, liegt heutzutage daran, dass die Familienplanung in zu späte Jahre verlegt wird: Studium, Berufsausbildung, Karriere - dann ist schnell ein Alter zwischen Mitte und Ende 30 erreicht."

Eine Untersuchung von 350 Jahre alten Kirchenbüchern belege, dass Frauen heutzutage nicht durch Umwelteinflüsse oder sonstige Gründe unfruchtbarer seien als damals: "Die Frauen haben eben nur früher geheiratet und früher ihre Kinder bekommen", verdeutlicht der Facharzt. Bei Männern komme die Fertilitäts-Forschung aber durchaus zu Erkenntnissen, dass sich Umwelteinflüsse negativ auf die Samenqualität auswirken: "In der westlichen Welt leidet jedes fünfte bis sechste Paar an einem unerfüllten Kinderwunsch. Wir Deutschen sind aber das Schlusslicht, was die künstliche Befruchtung anbelangt. Den Spitzenwert hat Israel", weiß der Mediziner, zu dem viele Paare kommen, die oftmals bis zu fünf Jahre vergeblich versucht haben, ein eigenes Kind zu bekommen.

(RP)
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