Remscheid Junge Lenneperin mischt in der Politik mit

Remscheid · Die 17-jährige Alegria Milanda ist Vorsitzende des Jugendrates. "Mir war nicht klar, was in Remscheid alles so abgeht", sagt die Schülerin der Albert-Einstein-Gesamtschule. In ihrer Freizeit macht sie Musik.

Wenn sie spricht, strahlt sie pure Lebensfreude aus. Stets offen geht Alegria Milanda auf neue Menschen zu. Sie mag es, sich auszutauschen, am liebsten persönlich, schaut ihrem Gegenüber gerne in die Augen. Die 17-Jährige wirkt selbstbewusst, eine echte Powerfrau und seit einigen Wochen Vorsitzende des siebten Remscheider Jugendrats.

Vor 17 Jahren in Lennep geboren, als zweite von insgesamt drei Geschwistern, zeichnet die Oberstufenschülerin der Albert-Einstein-Gesamtschule nicht nur eine ansteckende Fröhlichkeit aus, die sich auch in ihrem Namen Alegria (spanisch für Freude und Fröhlichkeit) wiederspiegelt. In sich trägt die Tochter einer angolanischen Mutter und eines kongolesischen Vaters eine kulturelle Mischung, für die auch ihre Heimat Remscheid steht. "Was ich an Remscheid liebe? Dass es hier noch ein Miteinander gibt, eine echte Gemeinschaft."

Vor einigen Jahren zog Milanda mit ihrer Familie vom Stadtbezirk Alt-Remscheid nach Lennep. "Ein kleines Dorf in sich", wie sie sagt, "wo Gemeinschaft aber auch gelebt wird." Später würde sie gerne die Welt bereisen, Neues kennen lernen, "meinen Horizont erweitern." Ob sie in Remscheid oder Lennep wohnen bleiben würde? "Weiß ich nicht, aber es gefällt mir gut und ich würde es auch definitiv vermissen, wenn ich weg müsste." Milanda ist mehrsprachig aufgewachsen, sie spricht fließend Deutsch, Französisch und Lingála, die gemeinsame Amtssprache des Kongos und Angolas. Zuhause spricht sie überwiegend Deutsch. Das war den Eltern wichtig, erzählt sie. "Mit meinem Vater und meinen Geschwistern rede ich fast nur Deutsch." Nur mit der Mutter übt sie im Alltag auch die anderen Sprachen, die ihr für die Kommunikation mit der Verwandtschaft in Afrika hilfreich ist.

Sie liebt die Natur, geht gerne im Bergischen Wandern. Sie singt seit Kindesbeinen an im Gospelchor ihrer kongolesisch-angolanischen Gemeinde in Wuppertal, liebt Hip Hop und Rap-Musik. Privat macht sie auch selbst gerne Musik, jammt zuhause regelmäßig mit ihren Geschwistern, ihrem älteren Bruder Maxi (20) und der jüngeren Schwester Charone (16). Sie mischen verschiedene Einflüsse aus dem Rap, Hip Hop und Reggae zusammen zu einem Mash-Up. Und sie tanzt auch gerne.

Sehr wichtig ist der 17-Jährigen aber neben ihrer Familie auch ihr Freundeskreis. Die Kontaktpflege geschieht außerhalb der sozialen Netzwerke. "Ich versuche, mein Handy so wenig wie möglich zu nutzen, weil es einfach schöner ist, mich direkt mit meinen Freunden zu treffen. Dann kochen wir zum Beispiel zusammen." Für Hobbies bleiben der Schülerin wenig Zeit, sagt sie: "Die Schule ist zur Zeit sehr dominant." Sie besucht die zwölfte Klasse der AES, ist in der Schülervertretung aktiv, möchte im kommenden Jahr ihr Abitur machen. Und danach? "Das weiß ich noch nicht genau. Ich bin sehr dankbar, dass unsere Schule uns dabei unterstützt und Einblicke in verschiedene Bereiche ermöglicht." Ihre Tendenz: "Kommunikation, Medien und Journalismus, aber auch Politik." In der Politik kann sie seit knapp zwölf Wochen als neues Jugendratsmitglied auf lokaler Ebene aktiv mitwirken. "Ich finde das sehr spannend, weil Politik ein lebendes Organ ist, was man nicht auswendig lernen kann, was sich immer verändert."

Vom Jugendrat selbst, gesteht sie, habe sie relativ spät erfahren. "Mir war nicht klar, was in Remscheid alles so abgeht, und was der Jugendrat alles damit zu tun hat. Man hat ja eigentlich immer den Gedanken, dass in einer kleinen Stadt wie Remscheid nichts passiert."

Aber beim Blick hinter die Kulissen ist ihr einiges klarer geworden: "Der Jugendrat ist für uns sehr wichtig. Wann hat man denn als Jugendlicher sonst die Chance, gehört zu werden und Einfluss zu nehmen?." Schade findet sie nur, "dass so wenig von all den guten Sachen, die in der Stadt passieren, tatsächlich die breite Öffentlichkeit erreicht."

Im Jugendrat fühlt sie sich wohl. "Wir sind ein sehr gutes Team." Die Arbeiten im Gremium laufen erst an. Konkrete Projekte stehen noch nicht fest. Wichtig ist der Vorsitzenden: "Dass wir innovativ sind und unsere Projekte auch alle erreichen. Also lieber nur zwei, drei große Projekte, als uns zu verrennen."

(sebu)
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