Remscheid Irakischer Flüchtling startet Ausbildung bei Logistikfirma

Remscheid · Ahmed Karasul gehört zu den ersten nach Deutschland geflüchteten Menschen, die über die Arbeitsagentur einen Job gefunden haben.

 Ahmed Karsul (19, r.) verpackt ein Sägeblatt für den Versand. Dieter Freisewinkel schaut ihm dabei über die Schulter.

Ahmed Karsul (19, r.) verpackt ein Sägeblatt für den Versand. Dieter Freisewinkel schaut ihm dabei über die Schulter.

Foto: jürgen moll

Vor wenigen Tagen hat der 19-jährige Iraker Ahmed Karasul seine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik bei der Firma Clever Diamond in Remscheid begonnen. Das Besondere daran: Karasul kam erst vor zehn Monaten als Flüchtling mit seiner Familie nach Deutschland - und hat schon jetzt die Integration in den Arbeitsmarkt geschafft.

Höflich und zuvorkommend, selbstbewusst und freundlich tritt der 19-Jährige auf. "Er strahlt immer", sagt auch sein Ausbilder Dieter Freisewinkel, Leiter der Lagerlogistik der Firma Clever Diamond. Und wissbegierig sei der junge Mann auch, erzählt er. Ein absoluter Glücksfall. Aber auch ein absoluter Ausnahmefall, betont Martin Klebe, Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur, bei der Karasul als erstes landete. Ahmed gehört zu den ersten geflüchteten Menschen, die über die Arbeitsagentur eine Ausbildung gefunden haben. "Und das auch noch in der kurzen Zeit", sagt Klebe. Das sei keineswegs die Regel.

Im November vergangenen Jahres kam der Abiturient mit seinen Eltern und seinen vier Geschwistern nach Deutschland. Von April bis August dieses Jahres nahm er an einer Maßnahme für junge Flüchtlinge bei der Deutschen Angestellten Akademie (DAA) teil. "Er machte von Anfang an einen positiven Eindruck, konnte auch schon etwas Deutsch und zeigte einen absoluten Willen", erinnert sich Sarah Sillah, Vermittlerin des Integration Points der Arbeitsagentur, die ihn an die DAA vermittelte. "Dort habe ich in einer Werkstatt gelernt, mit Holz und Metall zu arbeiten", erzählt Karasul.

Außerdem wurden ihm der Arbeitsmarkt und das deutsche Sozialversicherungssystem erklärt. Er lernte, Bewerbungen zu schreiben. "Ich habe viel gelernt in der DAA." Eigenständig habe er sich die Firma Clever Diamond für ein Praktikum ausgesucht, Bewerbungen geschrieben und sich vorgestellt. Nach einer Woche überzeugte er schließlich die Chefs des Handelsunternehmens, die ihn nun als Azubi übernahmen. Dass es Ahmed so schnell in den Arbeitsmarkt geschafft hat, liegt neben seiner Persönlichkeit auch daran, dass er in seiner Heimat schon Deutschunterricht hatte. "Drei Jahre lang, viermal die Woche in einer Privatschule", erzählt Karasul. Ein passables Sprachniveau, an dem viele Flüchtlinge bislang scheitern, brachte er also mit. Ein absolutes Positivbeispiel, findet Klebe.

Einen Sonderstatus erhält der Iraker bei Clever Diamonds deswegen aber nicht, betont Freisewinkel. Karasul, wie auch Mit-Azubi Mehmet Kacar (19) aus Wuppertal, sind seit September vollwertige Mitglieder in seinem 18-köpfigem Logistik-Team.

(sebu)
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