Lebensraum Wald (4) Holzernte bringt Licht für junge Bäume

Remscheid · Den Grundstein für den gewünschten Mischwald hat die Forstabteilung der TBR gelegt. Zukunftsbäume werden markiert.

 Der Blick in die Baumkronen und zum Boden zeigt, dass in diesem Wald in Reinshagen junge Bäume eine Wachstums-chance haben. Sie haben genug Raum und Licht.

Der Blick in die Baumkronen und zum Boden zeigt, dass in diesem Wald in Reinshagen junge Bäume eine Wachstums-chance haben. Sie haben genug Raum und Licht.

Foto: TBR

Nicht in Tagen, Wochen oder Monaten - Förster denken in großen Zeiträumen von Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten. "Ihr Produkt", der Wald ist ein Langzeitprojekt, das langsam wächst, Augenmaß erfordert und dem Credo Nachhaltigkeit folgt. Eine Regel besagt, nur so viel abholzen wie nachwächst. In Remscheid gibt es sogar ein Plus an Baum- und Holzzuwachs. Nicht jeder Bürger kann dies auf Anhieb einschätzen, wenn er den Wald durchstreift und Holzfällaktionen beobachtet.

In dieser Folge geht es um die Beletage des Waldes, um die höheren, älteren Bäume, die erst den Charakter eines Waldes ausmachen. Mächtige Buchen oder Eichen, aber auch Nadelbäume, die eine geringere Lebenserwartung haben. Viele wurden nach dem Zweiten Weltkrieg gepflanzt. Markus Wolff, Chef der Forstabteilung bei den Technischen Betrieben, zückt historische Fotos, die kahle Hänge an den Flusstälern wie in Müngsten zeigen. Der Holzbedarf war zu Kriegszeiten immens. In Friedenszeiten wurde aufgeforstet. Ganze Reihen von Fichten wurden gesetzt. Monokulturen, die heute niemand mehr wünscht und die nach und nach einem Mischwald mit möglichst vielen Arten und Baumgenerationen weichen. Dafür müssen auch ältere Laubbäume gefällt werden.

"Von Natur aus würden hier zu 90 Prozent Buchen wachsen", sagt Wolff. Der Remscheider Wald ist aber ein bewirtschafteter Kulturwald - der Mensch greift ein. Markus Wolff und sein Försterteam klären daher immer wieder auf, warum die Holzernte nicht nur Geld einbringt, sondern auch der Wald profitiert. In Reinshagen in Nähe der Von-Bodelschwingh-Siedlung hat die Aufklärungsarbeit gefruchtet. "Die Bürger sehen, dass junge Bäume jetzt eine Wachstumschance haben", sagt Wolff. Vor ihm liegen die gestapelten Holzstämme der jüngsten Fällaktion. Wenige Schritte weiter deutet er auf die Winzlinge, aus denen sich einmal eine prächtige Buche oder Eiche entwickelt kann. "Aber nur, wenn er genug Licht bekommt", betont Wolff.

Deshalb schauen Förster immer wieder nach oben. Bilden die Kronen der hohen Bäume eine geschlossene Kuppel, ist es Zeit, dass Bäume gefällt werden und so Lichtinseln entstehen. Welche fallen, entscheiden die Förster immer vor Ort. "Besonders gut gewachsene, gesunde Bäume, die stehenbleiben sollen, werden markiert", sagt Wolff und deutet auf einen weißen Punkt auf dem kerzengeraden Baumstamm. Das sind sogenannte Z-Bäume, Zukunftsbäume.

Bis sich der Remscheider Wald vom Fichten-Nachkriegswald zum Idealwald, also einem Dauerwald, entwickelt hat, werden wohl noch 50 Jahre vergehen, schätzt Wolff. Die jüngeren und nachfolgenden Generationen werden dann von der Weitsicht der Forstabteilung profitieren? Hoffentlich, sagt Wolff. Denn Entwicklungen wie Klimawandel und Umweltverschmutzung seien Waldkiller, die Remscheid allein nicht beeinflussen kann.

(RP)
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