Bm-Reihe Die Gesundmacher Hilfe bei chronischen Schmerzen

Remscheid · Patienten mit dauerhaften Schmerzen treten zuweilen eine Odyssee an, bis sie eine maßgeschneiderte Therapie erhalten. In der Klinik für Neurologie der Evangelischen Stiftung Tannenhof steht eine umfasssende Diagnose am Anfang.

 Hans-Joachim Braune, Chefarzt der Klinik für Neurologie der Evangelischen Stiftung Tannenhof.

Hans-Joachim Braune, Chefarzt der Klinik für Neurologie der Evangelischen Stiftung Tannenhof.

Foto: moll

Remscheid Die Patienten, die mit chronischen Schmerzen Professor Hans-Joachim Braune aufsuchen, haben vielfach eine lange Odyssee hinter sich. Alle Therapieversuche - sei es Medikamenteneinnahme, chirurgische Eingriffe oder Physiotherapie - haben oft nicht den gewünschten Erfolg gebracht. "Bei vielen Schmerzpatienten ist eine ambulante Therapie hilfreich und ausreichend, bei anderen aber eben nicht", weiß der Chefarzt der Klinik für Neurologie der Evangelischen Stiftung Tannenhof.

Wer die Schmerzambulanz der Fachklinik aufsucht, kommt zumeist auf Zuweisung seines Hausarztes oder eines niedergelassenen Facharztes. Die Krankheitsbilder sind sehr unterschiedlich. So büßen etwa Migränepatienten, Menschen mit quälenden Rücken- oder Phantomschmerzen nach Amputation von Gliedmaßen, Krebskranke oder Patienten mit psychosomatischen Leiden wegen anhaltender oder immer wiederkehrender Schmerzen einen großen Teil ihrer Lebensqualität ein. Mitunter ist aber auch keine körperliche Ursache für die Leiden auszumachen. Hier macht sich die Klinik ihr großes Kompetenzspektrum zu Nutze. So wird Oberarzt Thorsten Ester-Bode als Psychiater und Neurologe in die Diagnostik einbezogen. "Schmerzen können auch die Folge einer schweren psychischen Traumatisierung sein", erläutert Professor Braune.

Jeder Diagnose und jeder Therapie geht eine umfassende körperliche, psychiatrische und neurologische Untersuchung voraus. "Manchmal habe ich eine Idee zur Medikamentenumstellung, die Wirkung zeigt", erklärt der Neurologe und Psychotherapeut. Wird der Patient stationär aufgenommen, erfolgt eine multimodale Schmerztherapie.

In der Kombination von zum Beispiel Krankengymnastik, Entspannungstraining, Bewegungstherapie, aber auch Akupunktur und Psychotherapie liegt oft der Schlüssel zur Besserung. "Das Bündel wirkt zusammen und durch die Intensität des zweiwöchigen Klinikaufenthaltes besser. Schwerstkranke, gequälte Menschen, die manchmal sich selbst aufgegeben haben, zeigen nach einer bestimmten Zeit erstaunliche Fortschritte."

Gleichzeitig wird an einer guten medikamentösen Einstellung der Betroffenen gearbeitet. "Es gibt heute moderne Mittel mit verhältnismäßig wenigen Nebenwirkungen", sagt der Mediziner.

Wichtig ist ihm, dass die Therapieerfolge mit in den Alltag genommen werden und therapeutische Maßnahmen dort fortgesetzt werden können. So gibt es nach einigen Wochen mit jedem Patienten eine erneute Verabredung, um über die die jeweiligen Erfahrungen zu sprechen. Auch ein neuerlicher oder wiederkehrender stationärer Aufenthalt kann notwendig sein.

Professor Braune hält nichts davon, den Patienten Hoffnung auf ein schmerzfreies Leben zu machen, wenn dies unrealistisch erscheint. Vielmehr ginge es um die Erarbeitung eines realisierbaren Therapiebündnisses. Jede kleine Besserung sei mitunter schon ein großer Gewinn und ermögliche eine Wiedererlangung von Selbstständigkeit und Autonomie.

"Unser Ziel ist, wieder eine Lebensqualität zu ermöglichen. Unsere Patienten werden Experten in eigener Sache und können sagen: Ich lasse mich vom Schmerz nicht mehr beherrschen und lerne, damit zu leben. Ich bin wieder ich selbst", beschreibt er seinen Ansatz. Wenn Schmerzpatienten wieder sagen können "Mir geht es gut", sei das für ihn als behandelnder Arzt die schönste Botschaft.

(bona)
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