Schwerpunkt Streik Große Unzufriedenheit artikuliert

Remscheid · Etwa 450 Menschen beteiligten sich gestern an der zentralen Kundgebung auf dem Friedrich-Ebert-Platz. Verdi-Sekretär Lothar Reitzer griff die öffentlichen Arbeitgeber an. Bei der Stadt beschwerte sich niemand über geschlossene Kitas.

 Keine Busse fuhren gestern über den Friedrich-Ebert-Platz. Die Streikenden hatten viel Platz für ihre Aktion. Foto: Henning

Keine Busse fuhren gestern über den Friedrich-Ebert-Platz. Die Streikenden hatten viel Platz für ihre Aktion. Foto: Henning

Foto: Röser

"Über den Wolken" singt der Barde Rainer Migenda auf der Bühne der Gewerkschaft Verdi auf dem Friedrich-Ebert-Platz. Die Fläche vor ihm füllt sich schnell, so dass er zum Refrain des Klassikers von Reinhard Mey bereits die Unterstützung von gut 200 Stimmen hat. Am Ende berichtet Verdi-Sekretär Lothar Reitzer von 350 Teilnehmern bei der zentralen Streikveranstaltung. Insgesamt seien 450 Menschen auf der Straße gewesen, so Reitzer.

Als er gegen 11 Uhr das Mikro ergreift, weicht die aufgeräumte Stimmung schnell ernsten Mienen. Die öffentlichen Arbeitgeber hätten den "Warnstreik provoziert", indem sie auch bei der zweiten Verhandlungsrunde kein Angebot auf den Tisch gelegt hätten. Das kenne man bereits aus dem Jahr 2016. Die Gegenseite habe offenbar nichts gelernt.

Den größten Zuspruch erhält Reitzer, als er von der Absicht der Arbeitgeber spricht, mit Verweis auf den Fachkräftemangel nur in den höheren Gehaltsgruppen das Einkommen erhöhen zu wollen. Das sei ein Affront gegenüber allen anderen Beschäftigten. "Ihr macht es richtig", ruft Marco Röhrig von der IG Metall den Anwesenden zu.

Nur durch Protest habe auch seine Gewerkschaft in der letzten Tarifrunde den Durchbruch erreicht. Als Erinnerung daran und als Glücksbringer verteilt Röhrig große rote Wecker. Dass die Erzieherinnen der Stadt zum Protest weiter bereit sind, macht Ulrike Venn klar. "So lange sich an den Zuständen in den Kitas nichts ändert, wird man weiter kämpfen", sagt sie unter Applaus auf der Bühne ins Mikrofon. Bei den Eltern, deren Kinder in einer der bestreikten Kitas angemeldet sind, stieß der Streik offenbar auf Verständnis. Wie Peter Nowak, Abteilungsleiter des Jugendamtes und zuständig für die Kitas, berichtete, gingen gestern Morgen keinerlei Beschwerden ein. "Bei uns war das Telefon absolut still", sagte Nowak. Offenbar hätten sich die Eltern auf die Schließungen gut einstellen können. Eine Kindergärtnerin, die in einer geöffneten Einrichtung arbeitet, hat Nowak berichtet, eine Mutter habe sich sogar gewundert, dass sie nicht mitstreiken würden.

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Insgesamt schlossen gestern sieben Kitas die Türen. In fünf städtischen Einrichtungen lief der Betrieb ganz normal. Acht Kitas boten Notgruppen an. Wenn Eltern keine Möglichkeit fanden, ihr Kind woanders unterzubringen, konnten sie diese Gruppen in Anspruch nehmen. Auch die Notgruppen arbeiteten mit reduziertem Personal. 15 Kindergärtnerinnen haben sich bei Nowak gemeldet, die lieber arbeiten als streiken wollten. Sie wurden auf die Notgruppen verteilt.

Wie viele Erzieherinnen gestern die Arbeit eingestellt haben, erfährt Nowak erst in den nächsten Tagen. Streikende erhalten vom Arbeitgeber für diesen Tag keinen Lohn. Den übernimmt die Gewerkschaft.

(RP)
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