Remscheid Getanzte Traumwelt

Remscheid · Das Bejing Dance Theater begeistert das handverlesene Publikum im Teo Otto Theater mit drei grandiosen Modern-Dance-Choreographien. Das Programm "Wild Grass" präsentierte die Compagnie mit bravourösem Können.

 Das Spiel von Licht und Schatten prägt die Inszenierung von "Wild Grass" des Bejing Dance Theaters. Die Compagnie aus 14 Tänzern glänzte auch durch hohes technisches Können.

Das Spiel von Licht und Schatten prägt die Inszenierung von "Wild Grass" des Bejing Dance Theaters. Die Compagnie aus 14 Tänzern glänzte auch durch hohes technisches Können.

Foto: thomas Ammerpohl

Moderner Tanz scheint nur etwas für den ganz individuellen Geschmack zu sein. Anders lässt es sich kaum erklären, dass zum Gastspiel des großartigen Bejing Dance Theaters im Teo Otto Theater nur handverlesenes Publikum erschienen ist. Etwa 120 Gäste lassen sich eine gute Stunde lang von den 14 Tänzerinnen und Tänzern in eine abstrakte und entrückte Traumwelt entführen, die die renommierte Choreographin und künstlerische Direktorin des 2008 gegründeten Ensembles Yuanyuan Wang erschaffen hat. 2012 war in Peking die Uraufführung. Remscheid ist indes der Auftakt der März-Gastspielreise der chinesischen Ausnahme-Compagnie, dem weitere Auftritte in Schweinfurt, Aachen oder Ludwigsfurt folgen.

Nun sieht leichte Kost aber auch definitiv anders aus, als das, was sich im dreiteiligen Werk "Wild Grass" abspielt. Die Choreographie basiert auf der gleichnamigen Gedicht-Anthologie des chinesischen Lyrikers Lu Xun, geschrieben im Jahr 1927.

Und gleich der Auftakt, "Dead Fire" zeigt die unglaubliche Klasse des Bejing Dance Theaters, das als erstes chinesisches Tanz-Ensemble Modern Dance und klassisches Ballett ganz exquisit miteinander verbunden hat und dazu noch chinesische Kultur mit einfließen lässt.

Dabei ist Tanz natürlich in aller Regel eher abstrakt als konkret. Der Titel der Choreographie ist oft das einzige Mittel, um einzuordnen zu können, was auf der Bühne geboten wird. In letzter Konsequenz bleibt es jedoch dem einzelnen Betrachter immer selbst überlassen, wie er das Geschehen deuten möchte. Das ist bei "Wild Grass" nicht anders.

Neben der virtuosen Körperbeherrschung der Tänzer sind es Licht, Schatten und die musikalische Untermalung, die einen im Wortsinne phantastischen Gesamteindruck bewirken. Sind es Feuer und Eis, die sich da tänzerisch umgarnen? Oder doch Blüte und Blätter?

Oder ist es doch jenes "schwindelerregende, qualvolle Glück des Lebens", in das die Menschen eingetaucht sind, wie der Dichter das dritte Werk "Dance Of Extremity" beschreibt? Worauf sich der Zuschauer einlässt, ist indes nicht wichtig - denn auch ohne Abstrahierung bleibt eine grandiose technische Leistung der Tänzer, deren Bewegungen so geschmeidig und wie aus einem Guss wirken, dass es fast spielerisch aussieht. Nur das elegentlich schweren Atmen lässt erahnen, wie viel Kraft und Disziplin eine solch bewundernswerte Leistung erfordert.

Ästhetik, Körperbeherrschung, Schönheit, Tragik, Glanz, Licht und Schatten - mit diesen Zutaten ist der Tanzabend zu etwas ganze Besonderem geworden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort