Remscheid Gesichter erzählen Werkzeug-Geschichte

Remscheid · Der Fotograf Zbigniew Pluszynski hat bergische Unternehmer portraitiert. Seine großformatigen Fotografien hängen nun im Deutschen Werkzeugmuseum. Eine Ausstellung mit Nebenwirkungen.

 Fotograf Zbigniew Pluszynski zeigt 21 Portraits von Firmenchefs aus Remscheid im Deutschen Werkzeugmuseum.

Fotograf Zbigniew Pluszynski zeigt 21 Portraits von Firmenchefs aus Remscheid im Deutschen Werkzeugmuseum.

Foto: Jürgen Moll

Wer kennt das Gesicht von Joachim Quirl, Winfried Czilwa? Hans-Dieter Sanker oder Frank Simon? Wer würde Jörn Bielenberg, Markus Berg oder Peter Recknagel auf der Alleestraße erkennen? In Unternehmerkreisen haben diese Herren einen großen Bekanntheitsgrad. Aber beim normalen Bürger auf der Straße? Der kennt eher den Drehschlüssel von Gedore oder einen Schraubenzieher von Hazet oder ein Sägeblatt der Blecher KG. Aber mit den Werkzeugen verbindet er in der Regel keine Gesichter.

Im Deutschen Werkzeugmuseum kann der Besucher nun Unternehmerpersönlichkeiten und ihre Firmenprodukte zusammenbringen. Zu sehen sind 20 Männer und eine Frau. Firmenchefs, die Verantwortung tragen für tausende von Arbeitsplätzen in Remscheid. Persönlichkeiten, die auf den Märkten der Welt zuhause sind. Global Player, die sich aber mit dem Heimatstandort Remscheid verbunden fühlen, sonst hätte sie sich niemals für eine Fotosession zur Verfügung gestellt.

Zbigniew Pluszynski liebt die Fotografie, aber vor allem das Portaitfoto. Mehrmals hat der Fotograf verschiedene Portraitprojekte in Remscheid und Umgebung gezeigt. Mit Hilfe des Netzwerks von Oberbürgermeister Burkhart Mast-Weisz hat Pluszynski die Unternehmer angeschrieben. "Über 70 Prozent haben zugesagt", sagt Pluszynski. Eine Quote, mit der er nicht gerechnet hatte. Die Portraitierten mussten Zeit mitbringen. Eine Stunde etwa. Für einen Unternehmer viel Zeit.

Die Kunst des Portraitfotografen liegt darin, den Moment zu erwischen, in dem das Fotomodel für einen Moment vergisst, dass es fotografiert wird. Zbigniew Pluszynski hat das mit Menschen geschafft, die ihm vorher auch fremd waren. Keines dieser Bilder zeigt eine Person, die in dem Bemühen verkrampft, sich selber darstellen zu wollen. Er trifft den persönlichen Ausdruck. Die Körper sprechen. Allein die Haltung der Hände gerät zu einem charakteristischen Merkmal - einen Finger am Kinn, eine Hand in der Hosentasche, beide Hände hängen locker neben den Oberschenkeln. Kleine Indizien wie ein offenes Hemd oder eine Seidenkrawatte, feiner schwarzer Zwirn oder Edeljeans lenken den Eindruck des Betrachters. Eine Ahnengalerie aus der VIP-Lounge hat Zbigniew Pluszynski nicht fotografiert. Im Gegenteil. Der Besucher steht auf Augenhöhe mit Menschen, mit denen er gerne mal ins Gespräch kommen würde. Die Unternehmer haben nach der einstündigen Session selbst bestimmt, welches Foto gezeigt werden soll. Die 50 Zentimeter mal 75 Zentimeter großen Aufnahmen sind als Selbstbildnis autorisiert. "Hier hängt aber kein Bild, mit dem ich nicht zufrieden gewesen wäre", sagt der Fotograf.

Zu den Bildern gibt es eine edle Vitrinenfront. Dort haben die Chefs Produkte ihrer Firmen ausgestellt. So weit es ging die aktuelle Ware. Wer noch einen Rundgang durchs Museum anschließt, wandert von der Gegenwart in die Vergangenheit. Eine spannende Reise.

(RP)
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