Remscheid Geschichten von Schlössern und Geheimgängen

Remscheid · Erstmals boten Stadtführer eine geschichtsträchtige Tour vom Werkzeugmuseum hinunter zur Gerstau an.

 Stadtpunkt der neuen Stadtführung waren das Werkzeugmuseum und das Haus Cleff, dervielleicht prominenteste Abschnitt der Tour.

Stadtpunkt der neuen Stadtführung waren das Werkzeugmuseum und das Haus Cleff, dervielleicht prominenteste Abschnitt der Tour.

Foto: nico hertgen

Manchmal verbirgt sich hinter einer schlichten Fassade eine spannende Geschichte. Die Interessengemeinschaft der Remscheider Stadtführer deckt seit Jahren die Vergangenheit der Werkzeugstadt auf. Jetzt führten Claudia Holtschneider und Hans Krielke die Teilnehmer erstmals vom Werkzeugmuseum über die Kratzberger Straße und Alte Straße hinab in die Gerstau. Die Geschichten von unsagbarem Reichtum der Handelsfamilien und der florierenden Kleinschmieden versetzten sie dabei zurück in die Hochzeit Remscheids.

"Fast jedes Anwesen zieren hier Häuser, die anderswo als Schloss gelten müssten", zitierte Krielke einen Reisebericht aus dem 18. Jahrhundert und deutete auf das Haus Cleff, den vielleicht prominentesten Abschnitt der Stadtführung. "Ein Gebäude wie das Haus Cleff gibt es sonst nirgendwo in Remscheid", betonte der ehemalige Restaurator des Stadtarchivs und begann, den Teilnehmern von der bewegten Geschichte des 1778 errichteten Hauses zu berichten. Neben allerlei Details zu der prächtigen Ausstattung des Gebäudes, kam Krielke auch auf die Mythen und Sagen zu sprechen, die sich damals um das Haus Cleff rankten.

Manch Architekt leitet aus den 76 Fenstern und 1326 Scheiben eine Zahlenmystik und einen Zusammenhang zu den Freimaurern ab. Außerdem solle ein Geheimgang hinab in die Gerstau führen. "Es sind Legenden, die sonst meist Burgen vorbehalten sind", sagte Krielke.

Ganz ohne Geheimgang ging es dann weiter zur Kratzberger Straße, wo ehemalige Sägeschmieden gleich neben ehemaligen Schlittschuhschmieden stehen. "Ab dem 18. Jahrhundert gab es eine starke Zunahme an Kleinschmieden am Hasten", erklärte Holtschneider. Die Folge war, dass dort ein ganzes Arsenal an Produkten gefertigt wurde, das von Feilen und Sägen bis hin zu Schlittschuhen reichte.

Die heute enge und unscheinbare Alte Straße galt früher als "der Weg nach Elberfeld", erklärte Krielke. Doch auch anderes kann man sich heute kaum noch vorstellen. In den kleinen Einfamilienhäusern lebten damals - so verrät ein altes Adressbuch aus dem Stadtarchiv - bis zu vier Familien.

Auch die Gerstau hat im 18. und 19. Jahrhundert noch ganz anders ausgesehen. Von vielen der durch Dokumente nachweisbaren Hämmern fehlt heute jede Spur.

Andere Gebäude wie etwa das große Schieferhaus, in dem jetzt das Tonstudio Donner sitzt, waren ein zentraler Verkehrsknotenpunkt, hielt da doch ab Ende des 19. Jahrhunderts die Ronsdorf-Müngstener Eisenbahn.

(hathi)
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