Remscheid Geschichten rund um die Brücke

Remscheid · Stadtführer Klaus Fickert berichtete Wissenswertes bei Führung in Müngsten.

 Stadtführer Klaus Fickert richtet den Blick der Teilnehmer an der Führung in Müngsten auf die besonderen Details.

Stadtführer Klaus Fickert richtet den Blick der Teilnehmer an der Führung in Müngsten auf die besonderen Details.

Foto: Jürgen Moll

Die Interessengemeinschaft der Stadtführer deckt bei ihren Touren die unbekannten Seiten der Remscheider Vergangenheit auf - oder schildert noch einmal die spektakulärsten geschichtlichen Fakten. So geschah es am Wochenende, als Klaus Fickert bei seiner ersten Tour knapp 20 Teilnehmer vom Parkplatz am Brückenpark hinüber zur Müngstener Brücke führte.

"Es ist kaum zu glauben, dass sie in nur drei Jahren Bauzeit entstanden ist", berichtete Fickert, als er mit seiner Gruppe an der 107 Meter hohen Konstruktion angekommen war. In der dreijährigen Bauzeit wurden für - wenn man den Kauf von Grundstücken hinzurechnet - fünf Millionen Reichsmark, 5000 Tonnen Stahl und eine Million Nieten verbaut.

1899 wurde die Brücke fertiggestellt und brachte Erleichterung für die Städte, die sie miteinander verband. "Remscheid und Solingen waren zu der Zeit besser industrialisiert als das Ruhrgebiet, aber die Infrastruktur machte zu schaffen, so dass man den Bau durchsetzte", erklärte der Stadtführer die Hintergründe. Aus 44 Kilometern wurden Dank der Müngstener Brücke acht. Doch forderte der Bau der Brücke auch Opfer. Drei Menschen starben während der Bauarbeiten. Laut Gerichtsakten waren Alkoholismus und grober Unfug die Ursachen. Bedenkt man den Alltag auf der Baustelle, grenzt die "geringe" Zahl fast an ein Wunder. Die Nieten mussten heiß verarbeitet werden. Dafür erhitzten Arbeiter sie am Boden und warfen sie, geschützt von dicken Lederhandschuhen, zu einem Arbeiter, der weiter oben in den Trägern saß. Je nach nötiger Höhe wiederholten sie den Vorgang mehrmals.

Aber Fickert, der in Zukunft vor allem Touren zur Industriegeschichte anbieten möchte, ging auch auf die interessanten Flecken am Wegesrand ein. So erfuhr die Gruppe etwa, was es mit dem 1572 bis 1574 errichteten Schaltkotten auf sich hat, in dem jetzt eine Kunstschmiede Quartier bezogen hat. Damals schliff man dort noch Schwerter und Degen. Und warum benannte man die Napoleons Brücke. die zum Brückenpark führt, eigentlich nach dem berühmten Feldherrn und Kaiser? Zwar war Napoleon selbst nie dort, aber einer seiner Generäle soll an dieser Stelle die Wupper überquert haben.

Genau solche spannenden Einblicke in die Vergangenheit haben sich Renate Arnz und Renate Funke von der Führung versprochen. "Wir gehen hier sehr oft spazieren und waren neugierig, was es so alles zu erzählen gibt", sagte Arnz.

Führung Der nächste Termin ist am Donnerstag, 6. August. Titel der Führung "Lennep für Nachtschwärmer". Anmeldung sind über Claudia Holtschneider möglich:Tel.: 02191 /79 13 052.

(hathi)
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