Remscheid Geheimnisse finanzieller Selbstdisziplin

Remscheid · Das Berufsinformationszentrum hat gestern den Azubi-Workshop "Guter Umgang mit Geld" angeboten.

 Samy Dahmas von der Sparkasse (Bildmitte) stellt mit Sebastian Dopke (19) links und Erik Hensch (17) einen Haushaltsplan auf.

Samy Dahmas von der Sparkasse (Bildmitte) stellt mit Sebastian Dopke (19) links und Erik Hensch (17) einen Haushaltsplan auf.

Foto: moll

Samy Dahmas steht in einem Klassenraum des Berufsinformationszentrums (BZI) an der Wüstenhagener Straße und referiert. Knapp 20 Schüler unterschiedlicher Berufsgruppen hängen ihm an den Lippen. Der gelernte Bankkaufmann steht im feinen Zwirn vor der Schülerschaft - er trägt einen schwarzen Maßanzug, darunter ein weißes Hemd und eine Krawatte, schmal und in einem dunklen Rotton gehalten. Es geht an diesem Morgen um ein Thema, das alle im Klassenzimmer betrifft: um Geld.

Dahmas ist Firmenkundenberater bei der Sparkasse Remscheid und unterstützt mit seinem Unternehmen die Bildungsreihe "Lebensthemen" des BZI. "Wir haben in der Vergangenheit festgestellt, dass die Auszubildenden gerade bei einigen lebensnahen Themen Informationsbedarf haben", sagt BZI-Pädagogin Stefanie Springob zu den Hintergründen für die Einführung der Workshops. "Da kann es um ganz profane Dinge wie Autoreparaturen und die eigene Gesundheit gehen, aber auch um kompliziertere Sachverhalte, wie eben die Finanzen."

Samy Dahmas kommt an diesem Montagmorgen die Aufgabe zu, die Azubis für einen sorgsamen Umgang mit ihrem Einkommen zu sensibilisieren - ein trockenes Thema, wie die skeptischen Blicke des Publikums vor der Veranstaltung verraten. Dahmas setzt jedoch gleich zum Start auf ein Signalwort und erzielt damit eine überraschende Wirkung: "Schulden", sagt er. "Viele von euch kennen das. Am Ende des Geldes ist doch häufig noch viel Monat übrig". Wer dann nicht aufpasse, komme gleich zu Beginn des nächsten Monats mit seinen Rechnungen nicht mehr nach. "Deshalb wollen wir heute mal darüber reden, wie man bei seinen Finanzen eigentlich den Überblick behalten kann." Urplötzlich wird es unruhig im Raum. Stühle werden gerückt und viele der Teilnehmer, die zuvor noch schlaftrunken mit dem Kopf auf ihren Tischen gehangen haben, sitzen auf einmal aufrecht und blicken den Sparkassen-Mitarbeiter mit Interesse an.

In der Folge geht es vor allem um die Lebenswirklichkeit der Jugendlichen. Dahmas spricht über konkrete Beispiele aus dem Alltag. "Wer von euch würde für ein Auto einen Kredit aufnehmen", fragt er zum Beispiel. "Könntet ihr euch das überhaupt leisten?" Der Finanzexperte gibt sich geduldig. In aller Ruhe entschlüsselt er seinem Publikum die Geheimnisse finanzieller Selbstdisziplin. Er erklärt, wieso es sinnvoll sein kann, ein Haushaltsbuch zu führen, und was alles in einem Businessplan stehen muss, falls einer der angehenden Arbeitnehmer sich irgendwann einmal selbstständig machen möchte. Außerdem geht es um Begrifflichkeiten. Was ist eigentlich die Schufa und was tut sie überhaupt? Was passiert mit mir, wenn ich dort eingetragen werde? Und ist das immer schlecht?

Dass er mit seinen Ausführungen einen Nerv trifft, zeigen die Reaktionen der Azubis. Bereitwillig antworten sie auf seine Fragen, stellen sogar selbst welche. "Wie ist das eigentlich mit den Versicherungen?", fragt ein Teilnehmer. "Welche brauche ich da überhaupt?" Dahmas antwortet und lässt sich Zeit dabei.

Das kommt bei den Auszubildenden gut an, wie das BZI-Konzept überhaupt. "Ich finde das hier echt spannend", sagt etwa Erik Hensch. "Bei diesen Workshops werden endlich einmal Fragen besprochen, die uns tatsächlich bewegen." Sein Freund Sebastian Dopke bestätigt das: "Das stimmt", sagt er. "Wenn wir hier rausgehen, haben wir etwas für unser Leben gelernt. Das war in der Schule früher nicht so."

Nach Ende des Workshops bleiben Samy Dahmas und Stefanie Springob alleine zurück. Dahmas richtet sich die rote Krawatte, streicht sich die Falten aus seinem schwarzen Jackett und lächelt. "Es scheint ja ganz gut angekommen zu sein", sagt er. Dabei kratzt er sich verlegen am Kopf. "Toll war das", antwortet die Pädagogin. "Veranstaltungen wie diese sind für junge Menschen sehr wichtig. Ich hoffe, wir können das bald wiederholen."

(RP)
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