Remscheid Fußballverein holt Flüchtlinge auf den Platz
Remscheid · Als Kurt Jürgen Henze am vergangenen Wochenende nach dem Spiel einige Mitglieder der neu gegründeten U 21-Mannschaft der BSG Victoria Blaffertsberg in seinem Auto nach Hause fuhr, wurde er Zeuge einer ungewöhnlichen Szene.
Junge Männer aus Eritrea und dem Kongo diskutierten lebhaft das Zustandekommen des 4:4-Unentschieden - auf Deutsch, weil sie sich sonst nicht verstanden hätten. Die U 21-Mannschaft, die sich an neuankommende Flüchtlinge im Alter von 16 bis 21 Jahren richtet, ist das jüngste Projekt des Vereins, der seine Spiele auf der Anlage der 1. FC Klausen austrägt. Bereits seit 1997 engagiert sich der aus einer Betriebssportgruppe der Victoria-Versicherung enstandene Verein für Flüchtlinge.
Mit der Flüchtlingswelle 2015 bekam das Thema eine neue Dimension. Über Vermittlung des Vereins Begegnen, Annehmen, Fördern (BAF), der sich in Remscheid unter anderem um die Betreuung der Flüchtlingsheime der Stadt kümmert, brachte die BSG in der vergangenen Saison eine Mannschaft, bestehend nur aus Flüchtlingen aus Eritrea, an den Start. Die Gruppe war damals sprachlich isoliert, berichtet BAF-Vorsitzender Norbert Horn. Nach einer auch sportlich erfolgreichen Saison (der Aufstieg wurde erst in den letzten beiden Spielen verpasst) verstärken die Eritreer nun ab dieser Saison die anderen beiden Senioren-Mannschaften des Vereins, der Spieler vieler Nationen vereint. Von den rund 100 Mitgliedern sind 37 Flüchtlinge, sagt Henze. Die 334 Euro, die die SPD dem Verein als Würdigung seiner Integrationsbemühungen gestern aus dem Erlös ihres Fußballturniers um den Stadtpark-Pokal spendete, kann der Verein gut gebrauchen. Für Mitgliedsbeiträge und Bustickets reicht das Geld der Flüchtlinge selten aus.
Darum freut sich Henze, dass die BSG neuerdings auch Trainingszeiten auf der Sportanlage Neuenkamp hat. Der ist für die jungen Männer besser zu erreichen.
