Wuppertal Ausverkauf: Abeler schließt an der Poststraße

Wuppertal · Nach fast 180 Jahren endet dort der Geschäftsbetrieb. Den Mitarbeitern soll bereits gekündigt worden sein.

 Das Juwelier-Geschäft prägt mit Drei-Räder-Uhr und Glockenspiel das Elberfelder Stadtbild.

Das Juwelier-Geschäft prägt mit Drei-Räder-Uhr und Glockenspiel das Elberfelder Stadtbild.

Foto: Uwe Schinkel

Vor fast zwei Jahren wurde das Uhrenmuseum Abeler an der Poststraße geschlossen. Jetzt werden die Wuppertaler auch von dem alteingesessenen Juwelier Abeler am gleichen Standort Abschied nehmen müssen. Juwelier Abeler öffnete am Mittwoch für seine treuesten Kunden noch einmal die Geschäftsräume an der Poststraße. Am Dienstag waren schon die Rollläden herunter gelassen. Die Stammkunden wurden schriftlich eingeladen, ein Räumungsverkauf soll am 28. August folgen. Das Geschäft you.wel by Abeler in den City Arkaden soll ebenfalls aufgegeben werden.

Juwelier Henrick Abeler war am Montag für diese Zeitung nicht erreichbar. Die offizielle Stellungnahme folgte am Dienstag. "Diese Entscheidung ist uns sehr, sehr schwergefallen. Wir sind immer als eine Art Vollanbieter im Uhren- und Schmuckbereich sehr erfolgreich gewesen. Unsere Devise lautete: Wir möchten das Juwelier- und Uhrenfachgeschäft für alle Wuppertaler sein, ohne Hemmschwelle kann und darf man zu uns kommen. Von preiswert bis ganz hochwertig gibt es bei uns Schmuck und Uhren. Wir leben in einer Zeit des immer schneller werdenden Wandels und sind daher nach reiflicher Überlegung zu dem Entschluss gekommen, dass dieses Geschäftsmodell, welches wir seit vielen Jahrzehnten führen, leider nicht mehr zukunftsfähig ist", heißt es in einer Erklärung von Henrick und Nadja Abeler. Den Mitarbeitern sei zum Jahresende gekündigt worden, was die Familie Abeler sehr bedauere.

Der Einzelhandel erlebt einen rasanten Wandel, die Kundenfrequenz für Fachgeschäfte in der Elberfelder Fußgängerzone nimmt in der Nachbarschaft von Telefonshops und Billigläden kontinuierlich ab. Folge: Die Kundschaft für Schmuck und wertvolle Uhren macht sich in der City rar.

Im September 2015 wurde das Uhrenmuseum geschlossen, weil die Besucherzahlen in den Jahren zuvor rapide gesunken waren. "Nicht was der Zeit widersteht, ist dauerhaft, sondern was sich klugerweise mit ihr ändert", zitierte Henrick Abeler damals einen Satz aus seinem Hauskatalog. Die rund 1000 wertvollen Sammlerstücke des Museums kamen bei einer Auktion innerhalb einer Stunde unter den Hammer. Während das Uhrenmuseum an der Poststraße von 1955 bis 2015 viele tausende Besucher anlockte, datiert der erste Nachweis eines Juweliergeschäftes der Familie Abeler in Elberfeld aus dem Jahr 1840. Tradition wird bei Abeler großgeschrieben. Das Glockenspiel und die Drei-Räder-Uhr gehören optisch und akustisch zum Elberfelder Stadtbild wie das Von der Heydt-Museum oder der Brunnen am Neumarkt. Traditionell kauften an der Poststraße über Jahrzehnte Wuppertaler Brautpaare ihre Ringe, um sich dann 25 Jahre später im Hause Abeler an ihren Hochzeitstag zu erinnern.

Nach Informationen dieser Zeitung beschäftigt die Firma Abeler inklusive der hauseigenen Werkstätten noch mehr als 30 Mitarbeiter. Die Geschäftsaufgabe an der Poststraße dürfte die Diskussionen um die Zukunft der am stärksten frequentierten Einkaufsstraße in Wuppertal neu anheizen.

(RP)
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