Remscheid Franziskus - ein Kirchenreformer mit der nötigen Willenskraft

Remscheid · Bei den Hasenberger Gesprächen referierte Norbert Trippen über das Wirken von Papst Franziskus und seine Reformansätze in der katholischen Kirche.

Papst Franziskus stand im Mittelpunkt des Vortragsabends im Rahmen der Hasenberger Gespräche im Evangelischen Gemeindezentrum am Höhenweg. Rund 40 Interessierte waren gekommen, um in einem weiteren Teil des ökumenischen Vortrags- und Diskussionskreises dem Referenten Norbert Trippen, ehemaliger Regens des Kölner Priesterseminars und langjähriges Mitglied des Domkapitels, und dessen Ausführungen zu "Papst Franziskus und seinen Spuren im Bild der Kirche" zu lauschen. Ein interessantes Thema, auch im Sinne der Ökumene - schließlich ist Franziskus kein Papst wie jeder andere, möchte man etwas flapsig sagen. Im Gegenteil, er ist ein Reformer, der ganz in der Tradition des anderen großen Reformers unserer Zeit steht: Papst Johannes XIII., der vor gut 50 Jahren das 2. Vatikanische Konzil einberief.

Trippen spannte in seinem knapp einstündigen Vortrag den Bogen von Reformer zu Reformer. "Bei der Eröffnung des Konzils konnte man auf Bildern immer noch den barocken Prunk sehen, dem die Kirche damals noch verhaftet war. Vor allem in seiner Eröffnungsrede jedoch wurde deutlich, dass Johannes XIII. diesem Prunkbild ganz und gar nicht entsprach. In dieser Hinsicht sind sich Franziskus und Johannes XIII. sehr ähnlich", sagte Trippen.

Dabei sei der Kurie schnell klar gewesen, dass mit dem Argentinier Jorge Bergoglio kein rückwärtsgewandter Papst gewählt worden war: "Der Name Franziskus war direkt eine Programmerklärung, die der Kurie nicht gefiel", sagte Trippen. Und hinter den Kulissen habe es gleich ordentlich gekracht, wie Trippen schmunzelnd erläuterte: "Franziskus wollte die Prunkgewänder nicht anziehen. Er kam in einer einfachen, weißen Soutane auf den Balkon und sprach sehr menschlich zu den Gläubigen.

Franziskus hat vor allem die Armen in den Blickpunkt seines Pontifikats gestellt: "Er wohnt im Priesterseminar, fährt im Mittelklassewagen, predigt vom einfachen Ambo, sitzt nicht auf dem Papstthron und spricht die Menschen auf Augenhöhe an - Franziskus will einen angstfreien und respektvollen Umgang mit allen Menschen guten Willens. Er will die verkrustete Kurie aufbrechen", erklärte Trippen.

Allerdings müsse der argentinische Papst mit vielen Widerständen kämpfen, sagte Trippen weiter. Dafür attestierte er Franziskus jedoch die nötige Willenskraft - im Gegensatz zu seinem Vorgänger: "Ratzinger war mein Lehrer, ich schätze seine theologische Weisheit sehr. Aber regieren konnte er nicht. Auch das ist ein Grund, warum er zurückgetreten ist."

Franziskus hingegen hätte der Kurie zu Weihnachten 2014 nicht nur eine Bußpredigt von nie dagewesener Schärfe gehalten, er sorge auch dafür, dass die neu berufenen Kardinäle auf seiner Linie sind.

(RP)
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