Remscheid Flüchtlingsarbeit braucht einen langen Atem

Remscheid · "Remscheid Tolerant" lud zum Austausch von ehrenamtlichen Helfern nach Lüttringhausen.

 Daniela Krein (2. v. re.) vom Betreuungsverein BAF suchte das Gespräch mit ehrenamtlichen Helfern.

Daniela Krein (2. v. re.) vom Betreuungsverein BAF suchte das Gespräch mit ehrenamtlichen Helfern.

Foto: Hertgen

Es gibt viele Gründe, warum sich Menschen ehrenamtlich engagieren. Gerade bei der Flüchtlingsarbeit bringen sich viele Remscheider mit ihrer Zeit und ihrem Wissen ein. Im Rahmen der "Wochen gegen Rassismus" lud die Initiative "Remscheid Tolerant" am Samstag zu einer Diskussionsrunde bei den Schlawinern in Lüttringhausen ein, um Ehrenamtliche zu Wort kommen zu lassen. Dabei wurde nicht nur deutlich, dass viele helfen wollen, sondern auch, dass noch Verbesserungen für Koordination und Unterstützung der Ehrenamtlichen nötig sind. Vor allem aber braucht das Engagement in der Flüchtlingsarbeit Geduld und einen langen Atem.

Bei der lebehaften Unterhaltung zwischen Engagierten und Verantwortlichen von Caritas, Awo und BAF konnten viele Punkte aufgearbeitet werden, die möglichst nah umgesetzt werden sollen. So gab es seitens der ehrenamtlich Tätigen den Wunsch nach einer besseren Koordination von Freiwilligen und Trägern der Flüchtlingsarbeit. Kritisiert wurde, dass bei der Verwaltung der Stadt eine Liste mit Namen von Helfern schlummere, die nicht zum Einsatz komme. Auch die Übersicht an verschiedenen Angeboten fehle.

"Es ist eine Welle der Hilfsbereitschaft da gewesen. Hauptamtliche Strukturen müssen aber erst wieder aufgebaut werden, um dem Ehrenamt den Rahmen zu geben", erklärte Daniela Krein von der BAF. Schließlich müssen die Fähigkeiten der Helfer auch zur Tätigkeit passen. Auch die Verlässlichkeit sei wichtig. Problem sei aber auch, dass nicht genügend Personal zur Verfügung stehe. Derzeit seien fünf Mitarbeiter für 1400 Flüchtlinge in Heimen und rund 260 Wohnungen zuständig. Ein weiteres Thema der Runde war zudem die Betreuungssituation der Flüchtlinge in der Orientierungsphase. "Viele vereinsamen alleine in ihrer Wohnung, weil sie kaum oder keine Kontakte haben", bemängelt etwa Barbara Kempf, die einen jungen Mann betreut. Der Vorschlag der Runde: ein Patenprojekt, bei dem ein Ehrenamtler eine Familie oder Flüchtling in den ersten drei Wochen begleitet, Regeln und Leben erklärt oder auch zu Veranstaltungen wie Vereinsfeiern begleitet, um so das Leben in Deutschland näher zu bringen und Kontakte zu knüpfen.

Zudem stand auch die Betreuung der Ehrenamtlichen im Mittelpunkt. Eine Möglichkeit zum Austausch von Erlebten vor Ort in den Stadtteilen sei wichtig, lautete die Meinung der Teilnehmer. Denn häufig gehen Frust, Enttäuschung aber auch die Verarbeitung von Erzählungen der Flüchtlinge mit der Arbeit einher.

(lupi)
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