Remscheid Fantasy-Spektakel der besonderen Art

Remscheid · Mit der vertonten Lesung von Markus Heitz' Weltbestseller "Die Zwerge" überzeugten Hörbuch-Star Johannes Steck und die Mittelalter-Band "Corvus Corax" mit einem Programm der Extraklasse.

 Johannes Steck im Kostüm für "Die Zwerge. Er ist einer der bekanntesten Hörbuchsprecher in Deutschland.

Johannes Steck im Kostüm für "Die Zwerge. Er ist einer der bekanntesten Hörbuchsprecher in Deutschland.

Foto: Theater

Symphoniekonzerte, Sprechtheater, Tanzdarbietungen, Musicals - dafür kennt man das Programm des Teo Otto Theater. Was jedoch am Dienstagabend dargeboten wurde, war schon eine Hausnummer für sich.

Und das fing schon mit dem fulminanten Auftakt an: Eine der Seitentüren öffnete sich, Johannes Steck betrat den Zuschauerraum, mit einem wuchtigen Stock in der Hand, einer Melone auf dem Kopf und in bunte Gewänder gehüllt, und begrüßte das gut gefüllte Rund lautstark, während hinter ihm eine siebenköpfige Band, ebenfalls in kunterbunten Röcken, Jacken und Lederaccessoires gewandet, wie die sieben Zwerge im Gänsemarsch und mit ihren mittelalterlichen Instrumenten im Revers in Richtung Bühne marschierte. Was - oder wer? - war denn hier nur los?

Es handelte sich, kurz gesagt, um eine Lesung mit Musik. "Die Zwerge", so heißt der Fantasy-Weltbestseller des Schriftstellers Markus Heitz, für dessen Bühnenfassung sich zwei echte Schwergewichte zusammengetan haben. "Corvus Corax" sind seit Ende der 1980er-Jahre Teil der Mittelaltermusik-Szene und haben sich über die Jahre einen hervorragenden Ruf erspielt - nicht nur, weil sie ihre Instrumente größtenteils selbst bauen, sondern auch, weil sie es schaffen, den Dudelsack wie eine jaulende E-Gitarre klingen zu lassen und damit den Brückenschlag zwischen Mittelalter und Rockmusik spielend schaffen.

Johannes Steck gehört zu Deutschlands erfolgreichsten Hörbuchsprechern. Zu acht verzauberten sie das Remscheider Publikum und nahmen es mit auf eine Reise ins "Geborgene Land", in dem der Zwerg Tundil ganz unverhofft den Frieden retten muss, obwohl er gar nicht weiß, wie er das eigentlich anstellen soll und am Anfang gleich mehrfach ums Überleben kämpfen muss. Wie gut, dass er andere Zwerge zur Seite hat, die ihm gegen die bösen Orks, Albae und Oger helfen.

Dabei ging es natürlich spannend und auch blutrünstig zu. Wenn etwa ein Gemetzel unter Elben angerichtet wurde, von denen die Zwerge nur noch die geschundenen Überreste entdeckten. Aber es wurde auch gelacht - und das nicht nur, weil Steck über jede Menge Spontanität verfügte. Als etwa von einem "Corvus-Corax"-Musiker ein Requisit zu früh geworfen wurde, sagte Steck: "Da entdeckte Tundil einen viel zu früh geworfenen Tabakbeutel", nur um in das Gelächter des Publikums hinein zu ergänzen: "Finden Sie den Ernst wieder, die Situation ist nicht lustig..."

Für die passende Atmosphäre sorgten die Musiker mit ihrer soundtrackartigen Darbietung genauso wie mit schmissigen Liedern, die das Publikum immer wieder zu donnerndem Applaus animierten. Und auch Steck wurde seinem Ruf mehr als gerecht, wusste er doch in allen möglichen Rollen nebeneinander zu überzeugen - und das ohne sichtliche Anstrengung.

So etwas würde man gerne noch mal sehen im Teo Otto Theater.

(RP)
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