Remscheid Falsche Psychologin täuschte Stiftung Tannenhof

Remscheid · Die Stiftung ist einer Betrügerin aufgesessen / Die 35-jährige Alexandra B. steht jetzt in Berlin vor Gericht.

Gefälschte Prüfungsdokumente, darunter eine Promotionsurkunde, haben der 35-jährigen Alexandra B. die Türen zu Wohnheimen und Fachkliniken geöffnet. Zuletzt arbeitete sie als Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie im Krankenhaus des Berliner Maßregelvollzuges, soll dort Patienten auch Spritzen und Medikamente verabreicht haben. Dabei war die falsche Frau Doktor doch nur gelernte Versicherungskauffrau. Jetzt flog der Schwindel auf. Vom Schreibtisch einer Fachärztin mit einem Gehalt von rund 9000 Euro wechselte Alexandra B. auf die harte Anklagebank des Berliner Landgerichts. Dort muss sie sich nun wegen vielfacher Vorwürfe verantworten, darunter Missbrauch von Berufsbezeichnungen, Urkundenfälschung und Betrug - und das gleich in mehreren Fällen. Wie beim Prozess bekannt wurde, führt die Spur der mutmaßlichen Betrügerin auch nach Remscheid.

In der Stiftung Tannenhof hatte sich die 35-Jährige Ende 2013 als Psychologin beworben. Zum Vorstellungstermin legte sie auch Universitätszeugnisse vor, darunter eine Promotionsurkunde. "Die Fälschungen waren gut", erinnert sich der Ärztliche Direktor der Stiftung Tannenhof, Prof. Klaus Windgassen. Sie hatten offenbar auch einer Prüfung der Personalabteilung standgehalten. Die Frau wurde eingestellt. Dass sie ihre Gesprächspartner auch über ihre fachliche Eignung hat täuschen können, lag auch daran, dass sie in der Klinik- und Betreuungsszene schon bekannt war, räumt Windgassen ein. Die Frau hatte zuvor als Berufsbetreuerin gearbeitet. Die erworbenen Kenntnisse habe sie beim Bewerbungsgespräch geschickt eingesetzt.

Sie erhielt einen Dreijahresvertrag. Während ihrer Tätigkeit in Remscheid habe sie aber zu keinem Zeitpunkt ärztliche Tätigkeiten verrichtet, stellt der Ärztliche Direktor klar. Anders als in Berlin habe sie keine Medikamente oder Spritzen verabreicht. "Sie war nicht in der Klinik, sondern nur in den Heimen tätig", sagt Windgassen. Dabei sei es eher um "alltagspraktische" Dinge gegangen, wie etwa Motivationsgespräche mit Bewohnern. "Wir haben natürlich die möglichen Folgen ihres Wirkens überprüft", sagt der klinische Stiftungschef. "Zum Glück ist den Bewohnern kein Schaden entstanden."

Den Dreijahresvertrag hat sie nicht erfüllt. Nach zwei Jahren hatte ihr die Klinikleitung in Remscheid signalisiert, dass mit einer Verlängerung des Vertrages nicht zu rechnen sei. Daraufhin hat sie sich die Stelle in Berlin gesucht und wechselte ins dortige Krankenhaus für Maßregelvollzug. Es folgten Stationen bei zwei weiteren Privatkliniken, bevor der Betrug auffiel.

(bu)
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