Remscheid Experte: Online-Spiele sind für Jugendliche mehr als Zeitvertreib

Remscheid · Die Faszination von Online-Spielen: Um dieses Phänomen der Jugendkultur drehte sich am Mittwochabend der Vortrag am Röntgen-Gymnasium. Im Rahmen ihres Arbeitskreises "Gesunde Schule" hatte Leiterin Kiyo Strünker Medienpädagoge Marcel Gießwein eingeladen, um Eltern über das beliebte, teilweise exzessive und zeitfressende Hobby ihrer Kinder aufzuklären. Das führt innerhalb der Familie nämlich häufig zu Streitigkeiten. Was förderlich ist und worauf geachtet werden sollte, resümierte der Referent.

 Das Handy ist längst auch eine Spielkonsole. Das "Quizduell" kann online mit Partnern in der ganzen Welt spielen.

Das Handy ist längst auch eine Spielkonsole. Das "Quizduell" kann online mit Partnern in der ganzen Welt spielen.

Foto: dpa

Das Problem zwischen den Generationen, wenn es um das Thema Mediennutzung geht, brachte der 35-jährige Medienpädagoge gleich auf den Tisch: "Unsere Jugendlichen haben einen großen Wissensvorteil gegenüber den älteren Generationen und diesen Wissensvorsprung nutzen sie aus." Nach diesem Vortrag sollte dieser Abstand allerdings schrumpfen, versprach der Experte, selbst Vater eines pubertierenden Jungen.

"Es geht ja schon damit los, dass unsere Jugendlichen sehr gut ausgestattet sind", sagte Gießwein. Nahezu 100 Prozent der Jugendlichen im Alter ab 12 Jahren verfügen über ein eigenes Handy oder Smartphone, Computer, Internetzugang und Fernseher. "Hinzu kommt, dass gut 75 Prozent der Jugendlichen heute auch eine Internetflat für das Handy haben." Das heißt, Jugendliche können rund um die Uhr online sein. Die Frage für den Experten: "Was machen Jugendlichen eigentlich im Internet? Womit beschäftigen sie sich."

Bei der jährlich durchgeführten JIM-Studie (Jugend in Medien) kam heraus, dass sich das Verhalten der Jugendlichen im Internet im Vergleich zu 2008 kaum geändert hat. "Heute surfen sie zwar eher vom Handy aus als am Computer, aber im Prinzip machen sie noch dasselbe wie vor sieben Jahren. Sie kommunizieren." 45 Prozent der Onlinezeit nutzen sie das Internet für Social Media, beispielsweise WhatsApp und Facebook, um mit anderen in Kontakt zu treten. "18 Prozent hingegen werden für Spielen verwendet." Allein diese Information schien einige Eltern in der Aula zu überraschen.

"Onlinespiele sind für Jugendliche selbstverständlich und kein Zeitvertreib", erklärte Gießwein den Eltern. Für viele sei das Daddeln eine Form der Kommunikation, denn die meisten Onlinespiele verfügen über Chatfunktionen. Der gewöhnliche Spieleabend von früher hat sich lediglich in die interaktive Welt verschoben. "Jeder sitzt bei sich im Zimmer vor seinem Gerät, aber sie spielen mit und gegeneinander."

Nichtsdestotrotz riet der Experte den Eltern auf die Altersfreigaben der Spiele zu achten und auf klare, altersgerechte Regeln über Medienzeiten und -nutzung zu setzen. "Wenn es klare Regeln gibt, einen Konsens, ist es leichter für all, sich auch daran zu halten."

(sebu)
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