Remscheid Erzählen ist ein Geschenk fürs Leben

Remscheid · Zum zehnten Mal findet in diesem Jahr das Erzählfestival der Akademie Remscheid statt. Es gibt zahlreiche Veranstaltungen für Familien. Das Erzählen gerät langsam in Vergessenheit.

 Die Erzählerin Micaela Sauber aus Hamburg bei einem Auftritt im Vaßbendersaal vor drei Jahren. Sie beherrschte ihre Kunst.

Die Erzählerin Micaela Sauber aus Hamburg bei einem Auftritt im Vaßbendersaal vor drei Jahren. Sie beherrschte ihre Kunst.

Foto: Jürgen Moll (Archiv)

Es war einmal ein Knopf. Der saß an einem Hemd. An einem schwarzen Hemd. Und wollte weg. Er ruppelte und zuppelte und wuppelte an seinem Faden bis mit einem Mal ein leiser Riss zu hören war, und er fröhlich grinsend durch den Raum flog....

Tanja Mahn-Bertha ist Geschichtenerzählerin. Sie kann auf ein Fingerschnippen hin erzählen. Geschichten, die sich aus einem Strom aus Assoziationen nähren. Und sie hat keine Angst (mehr), dass sie plötzlich in einem Nichts endet und sich der Erzählfaden verheddert. Seit 2007 besucht sie Erzählkurse an der Akademie Remscheid. Für sie ist Küppelstein ein wunderbarer Ort, um das Handwerk des Erzählens immer wieder zu verfeinern.

In diesem Jahr feiert das Erzählfestival ein Jubiläum. Es findet zum zehnten Mal statt. In der nächsten Woche widmen sich 45 Menschen in der Akademie dem Handwerk der Erzählkunst. Diese Kunst ist aber nicht eindimensional. "Geschichten zu erzählen ist ein Geschenk", sagt Stephanie Jentgens, Leiterin des Festivals und Dozentin an der Akademie. Die hohe Kunst des Erzählens besteht darin, in Kommunikation mit dem Gegenüber zu treten. So wird der Zuhörer zum Mitautor der Geschichte. Durch die Kraft der Worte, die Tonlage der Stimme und die Haltung des Körpers werden Bilder im Kopf des Zuhörers erzeugt. Vor zwanzig Jahren startete die Akademie mit dem ersten Kurs. Damals musste sie potenzielle Teilnehmer anschreiben. Heute ist der Kurs immer bestens besucht. Die Szene der Erzähler hat sich erweitert, die Kunst des Erzählens verschwinde aber immer mehr aus dem Blick, sagt Jentgens. In der jüngeren Generation erzähle man sich keine Geschichten mehr. Doch Erzählen sei wichtig für Kinder und Jugendliche. Daher freut sich Jentgens, dass NRW-Schulministerin Löhrmann die Akademie besucht.

(RP)
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