Remscheid Erste Frau an der Spitze der Feuerwehr

Remscheid · Katharina Kresse (31) ist neue stellvertretende Feuerwehr-Chefin der Stadt. "Teamwork, Technik, taktisches Vorgehen und das Ausloten körperlicher Grenzen reizen mich an der Feuerwehr", sagt sie.

 Katharina Kresse ist neue stellvertretende Chefin der Remscheider Feuerwehr.

Katharina Kresse ist neue stellvertretende Chefin der Remscheider Feuerwehr.

Foto: Foto Jürgen Moll

Als Kind hat Katharina Kresse mit Barbies gespielt, nicht mit Feuerwehrautos. Feuerwehrleute gibt es in ihrer Familie nicht. Doch als sie 15 oder 16 Jahre alt wurde, war der Gedanke plötzlich da, das Interesse an roten Blaulichtautos geweckt - "da war für mich klar, ich will Feuerwehrfrau werden." Katharina trat in eine Löschgruppe der Jugendfeuerwehr ihrer Heimatstadt Duisburg ein und war eine von drei weiblichen Freiwilligen in der 25 Köpfe zählenden Truppe. "Die Kameradschaft in der Löschgruppe mit den Übungen und auch den gemeinsamen Festen war für mich damals eine neue Welt," erinnert sie sich. Es war der Start in eine nach wie vor ungewöhnliche und zugleich erfolgreiche Berufskarriere. Seit dem 1. März ist die Brandrätin stellvertretende Feuerwehrchefin in Remscheid. Der bisherige Vertreter von Feuerwehrchef Guido Eul-Jordan, Sebastian Wagner, wechselt als zweiter Mann an der Feuerwehrspitze nach Solingen.

Im Alter von 18 Jahren hatte Katharina Kresse ihre ersten Einsätze als freiwillige Feuerwehrfrau. Mit dem Piepser in der Tasche saß die angehende Abiturientin in der Schulbank und erntete ein verständnisvolles Nicken des Lehrers, wenn sie bei einem Alarm aus dem Klassenzimmer stürmte. An ihre ersten Einätze erinnert sie sich genau, den umgestürzten Tanklaster auf der Autobahn, aus dem tausend Liter Treibstoff flossen, die durch einen Funken in Sekundenschnelle ein Inferno hätten auslösen können. Oder den mehrere Tage dauernden Großeinsatz im lodernden Großlager eines Spantplattenherstellers.

"Ich wollte den Beruf von der Pike auf lernen", sagt Katharina Kresse. Der Ausbildung zur Rettungssanitäterin mit Anerkennungsjahr folgte die feuertechnische Ausbildung zur Brandmeisterin in Hilden. Parallel zum dortigen Feuerwehrdienst absolvierte sie an den freien Tagen des Schichtdienstes zusätzlich ein elf Semester dauerndes Studium Rettungsingenieurswesen an der FH Köln und schloss 2012 mit dem "Master of Science" ab. Es folgte ein dreijähriges Referendariat als Brandassesorin in Frankfurt/M. Zuletzt war die 31-Jährige Projektleiterin zur Umsetzung des Notfallsanitätergesetzes in Solingen.

Damit, dass sie die einzige Feuerwehrfrau auf der Hauptwache ist und bereits in jungen Jahren an der Spitze einer Stadtfeuerwehr mit 579 Feuerwehrleuten, darunter 432 Freiwillige steht, kann Katharina Kresse gut umgehen. "Als Frau steht man mehr im Fokus, doch das ist nach meiner Erfahrung positiv, man muss eben durch fachliche Kompetenz überzeugen."

Dass der Anteil der Feuerwehrfrauen weiterhin bei nur einem Prozent liegt, führt Feuerwehrchef Eul-Jordan auf zwei Hauptgründe zurück: "Oft fehlt ihnen die handwerkliche Ausbildung oder sie bestehen die Eingangsprüfung nicht."

(bu)
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