Remscheid Eine Klang-Reise um die ganze Welt

Remscheid · Aborigine Tjupurru sorgte zusammen mit seinem indonesischen Gast Efiq für ein Musikerlebnis der besonderen Art. Das wurde den Besuchern des Klangkosmos an jenem Abend im Teo Otto Theater auch schnell klar.

 Aborigine Tjupurru und sein indonesischer Gast Efiq sorgten für australische und asiatische Klänge.

Aborigine Tjupurru und sein indonesischer Gast Efiq sorgten für australische und asiatische Klänge.

Foto: Jürgen Moll

In der Reihe Klangkosmos sind die rund 100 Zuhörer im Foyer des Teo Otto Theaters am Donnerstagabend einmal um die Welt transportiert worden: Nach Australien entführte der Aborigine Tjupurru mit seinem indonesischen Gast Efiq die Remscheider, die sich auf die Mixtur aus elektronischen Klangspielereien und alter Instrumentalmystik willig einließen und mit Beifall nicht sparten. Es spricht auf jeden Fall für die Offenheit der Remscheider, denn keiner ließ sich von diesem eindrucksvollen Mix aus Tradition und Moderne abschrecken. Im Gegenteil: Alle lauschten fasziniert und staunten darüber, was da auf der kleinen Bühne in Sachen Weltmusik geboten wurde.

Gleich in "Ancestors", dem ersten Stück ihres 70-minütigen Programms "Djabera Djabera Roose & Didjetronica", kamen die urtümlichen Klänge des Didjeridoos, jenes röhrenförmige Instrument der Aborigines, der australischen Ureinwohner, zum Einsatz. Barfuß stand zunächst nur Tjupurru auf der Bühne und brachte mit Hilfe elektronischer Loops und der althergebrachten, gutturalen Spielweise des Didjeridoos ein kleines Stückchen der hierzulande doch so exotischen terra australia incognita ins Bergische Land. Exotik trifft Mystizismus: Es handele sich bei "Ancestors" um ein Stück, bei dem man sich der Vorfahren erinnere, die schon lange vor uns diesen Boden betreten hatten, so lautete die Erklärung von der Bühne.

Es waren jedoch nicht nur australische Klänge im Programm. Das wurde schnell klar, als die zweite Hälfte des Duos, Efiq, die Bühne betrat. Der Musiker stammt aus Indonesien und die Musik, die er spielte, trug ganz deutliche asiatische Spuren. Auch er arbeitete viel mit Loops, die peau a peau einen ebenso fremdartigen wie dichten Klangteppich entstehen ließen. Neben Zupfinstrumenten waren auch Flöten im Einsatz, und als sich schließlich das Didjeridoo noch dazugesellte, einem brummelndem Riesen gleich, war die musikalische Völkerverständigung gleich nach dem zweiten Stück, bei dem auch das Publikum direkt klatschend involviert war, perfekt.

Immer mit dabei waren die kleinen "japanischen Freunde" - Effektpedale, die die verschiedenen Instrumente auf besonders sphärische Art zum Klingen brachten: Hall, Flanger, Loops, Verzerrer... Dabei legten die beiden großen Wert darauf, dass alles live gespielt wurde und keine zuvor aufgenommenen Samples zum Einsatz kamen.

Es waren eigentümliche Klänge, die Tjupurru und Efiq in ihren Songs produzierten. Aber genau das ist ja schließlich der Sinn eines Klangkosmos-Konzerts. Und wenn man sich auf die Musik eingelassen hat, etwa die Augen schloss und damit die westliche Atmosphäre des Theaterfoyers ausschloss, dann wurde man mit einem Kopfkino im Breitwandformat durch fremde und ferne Welten belohnt. Zudem war es ein mächtiger Klangkörper gegen die Angst und die Feindlichkeit gegenüber dem Fremden, das uns doch viel ähnlicher ist als so mancher meint - denn die Musik hat etwas Verbindendes, bei der auch mal "Amazing Grace", James Brown oder der Ententanz zitiert werden.

Besonders hochmusikalisch, und vor allem mit sehr ernstem Hintergrund, zeigte sich das dann aber bei dem wundervollen Song "The Freedom Riders", der eine Menge Blues-Einflüsse hatte und an die Gleichstellung der Aborigines im Jahr 1967 erinnerte. Ein eindrucksvoller, nachhaltig beeindruckender Abend, der einen das Theater innerlich durchaus ein klein wenig verändert verlassen ließ.

(RP)
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