Remscheid Ein Meister der kleinen Pointen

Remscheid · Der Remscheider Sascha Thamm las Kurzgeschichten im ausverkauften Foyer des Teo Otto Theaters.

 Im ausverkauften Foyer des Stadttheaters las Sascha Thamm aus seinen Kurzgeschichten.

Im ausverkauften Foyer des Stadttheaters las Sascha Thamm aus seinen Kurzgeschichten.

Foto: Nico Hertgen

Die Freude, in seiner Heimatstadt aufzutreten, war ihm anzumerken: Sascha Thamm, der Autor lustiger Kurzgeschichten, las im Foyer des Teo Otto Theaters. Es war ausverkauft. "Ein herrliches Gefühl", sagte Thamm, dem trotz Hunderter erfolgreicher Lesungen die Wangen anfangs glühten. Eingefunden hatten sich Besucher ab 30 Jahren bis weit ins Rentenalter. Humor zieht immer. Auch, wenn es stellenweise schon eine besondere Art von Humor war, die Thamms Kurzgeschichten lieferten. Aber so, wie er sie vorlas und an sein Publikum brachte, schienen sie einfach unwiderstehlich zu sein.

Er wusste zum einen natürlich, wann die Pointe kommt, und verstand es meisterhaft, den Spannungsbogen bis dorthin aufrechtzuerhalten. Zum anderen - und darüber schmunzelten die Besucher ganz besonders - führte er manche Geschichten mit einem breiten, nicht gespielten Grinsen ein: "Auf das, was jetzt gleich folgt, habe ich mich die ganze Zeit schon gefreut." Und kam die Pointe schließlich um die Ecke, musste er teilweise über sich selbst lachen.

Ein Humorist, der auch nach vielen Lesungen seiner Schmunzelstorys immer noch darüber herzlich lachen kann, wirkt ungemein sympathisch. Seine Ideen schöpft Thamm aus seinen Beobachtungen im Alltag. Für viele eher nichtssagend, entdeckt er in ihnen des Pudels humorigen Kern, bastelt eine Geschichte daraus und drückt sie mit intensiven Bildern seinen Zuhörern ins Gehirn. Was wäre etwa, würden alle Kunden, die an der Kasse nach ihrer Postleitzahl gefragt werden, stets die von Schleiz im Südosten Thüringens nennen? Jeder Bewohner in Schleiz bekäme nach einiger Zeit seinen eigenen Supermarkt. Oder wie wäre es mit "Pilgern für Genießer - mit dem Braunkohlenbagger auf dem Jakobsweg"? Vergleiche sind ein anderes Mittel des Thammschen Humors. Er beschreibt den Genuss eines Seeigels im japanischen Restaurant: "Der Seeigel roch nach Käpt'n Iglus Bikini-Zone und schmeckte nach einem während der Sommerferien in der Brotdose vergessenen Rollmops." Die Folge: Das Bild im Kopf erzeugt Ekel, der Ekel Entsetzen und das Entsetzen Spannung. Diese Spannung löst sich auf am leichtesten durch Lachen. Absurde Vergleiche liefern ebenfalls Lacher: "Hilfreich wie drei schwarze Punkte auf einer Armbinde beim Puzzeln."

Und wenn Thamm seine "Ostseeimpressionen" beginnt mit: "Ich wusste, dass Ohrenquallen zu 98 Prozent aus Wasser bestehen; ich wusste aber nicht, dass Ostseewasser zu 98 Prozent aus Ohrenquallen besteht", dann hat er seine Zuhörer von Beginn an in die Geschichte hineingezogen. "Thamms Witze erklären mit lustigen Worten die Wahrheit", sagte dazu Besucher Pit Wilke. Alle im Foyer dachten ebenso. Sie entließen Sascha Thamm erst nach einer eindringlich geforderten Zugabe.

(begei)
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