Remscheid Ein Job mit Spaß an Regentagen

Remscheid · Seit 20 Jahren sitzt er im Aufsichtsrat der Stadtwerke, zehn davon war er Vorsitzender des Gremiums. Im Sommer ist nun endgültig Schluss. Im BM-Gespräch spricht Hans Peter Meinecke über die Situation von Remscheids größter "Tochter" und über die Herausforderungen in der Zukunft.

 Hans Peter Meinecke bei einer Rede im Rat.

Hans Peter Meinecke bei einer Rede im Rat.

Foto: Jürgen Moll (Archiv)

Als Privatmann freut sich Hans Peter Meinecke immer, wenn in Remscheid die Sonne scheint. Auf dem Dach seines Hauses in Lüttringhausen ist eine Photovoltaik-Anlage montiert. Als Chef des Stadtwerke-Aufsichtsrates freut sich der langjährige Chef der SPD-Ratsfraktion, wenn es regnet. Das füllt die Talsperren und sichert die Wasserversorgung. Mit der BM sprach Meinecke über die Situation der Stadtwerke.

Finanzen "Es geht den Stadtwerken so gut, dass sie ihre Aufgaben erledigen können", sagt Meinecke. Zwar bringen der Busverkehr (7 Millionen Euro) und das H20 in Lennep (3 Millionen) Verluste. Doch Erlöse aus der Energiesparte und aus den Beteiligungen der Stadt fangen dies auf. Denn die Energieriesen Thüga (Thüringer Gas AG) und die RWE-Tochter Innogy halten zusammen nicht nur 20 Prozent an der Stadtwerketochter EWR; auch die Stadtwerke haben umgekehrt Anteile an diesen Unternehmen, die aktuell zufrieden stellende Rendite bringen. Auch die Beteiligung der Stadtwerke an der Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG) in Wuppertal trägt positiv zur Bilanz bei.

Remscheid: Ein Job mit Spaß an Regentagen
Foto: Sebastian Radermacher

Busverkehr Die Stadtwerke sind stolz auf eine moderne Busflotte, in die regelmäßig investiert wird, und auf ein modernes Fahrgastinformationssystem an den Haltestellen, das nach längeren Anlaufproblemen mit der Funktechnik jetzt gut funktioniert. Weitere Einschränkungen am Busnetz der Stadt hält Meinecke nicht mehr für geboten. Der Busverkehr müsse für die Kunden attraktiv bleiben. Verbesserungen erhofft er sich von der jüngst eingeführten VRR-App, mit der langfristig ein moderneres Bezahlsystem in den Bussen etabliert werden soll. Die Ausstattung der Busse mit WLAN, wie sie jüngst die Junge Union gefordert hat, werde kommen. Ein bisschen werde die Umsetzung aber noch dauern.

Strom Auch die Stadtwerke haben in der Vergangenheit in Zeiten hoher Einkaufspreise überlegt, ob sie Anteile an einem Kraftwerk kaufen, um selber zu den Stromerzeugern zu gehören. "Heute sind wir froh, dass wir es nicht gemacht haben", sagt Meinecke mit Blick auf die rasanten Veränderungen am Strommarkt durch die Energiewende. Das Beispiel der Nachbarstadt Wuppertal zeige die Dimension. Dort wurde das Kraftwerk in Barmen abgeschaltet und belastet weiter die Bilanzen.

E-Mobilität Mit Stromtankstellen unter anderem in der Tiefgarage am Rathaus und einer kleinen Flotte von Elektroautos sind die Stadtwerke beim Zukunfts-Thema früh eingestiegen. Doch die Nachfrage entwickelt sich schleppend. Die bergische Topographie belastet die Batterien und ist Gift für die Reichweite der Pkw. Das gelte erst recht für die Busflotte, wo Meinecke in naher Zukunft eine Investition in E-Busse nicht für sinnvoll hält.

Aufsichtsrat Für Meinecke ist der Aufsichtsrat ein "reines Kontrollgremium", in dem politische Diskussionen nichts zu suchen haben. Dieses Motto beherzigten alle Mitglieder in den vergangenen Jahren sehr genau. Nur einmal habe es in seiner Zeit eine Kampfabstimmung gegeben. Der damalige Baudezernent Helmut Kennepohl wollte auf dem Ebert-Platz Parkplätze für den Bau des Ämterhauses in der alten Post einrichten, weil sich die für die Baugenehmigung nötigen Plätze rund um den Bau kaum finden ließen. Die Idee scheiterte damals knapp - unter anderem an Meineckes Stimme. Heute hätten diese Parkplätze ein Hindernis bei der Neugestaltung des Ebert-Platzes bedeutet.

Zukunftsaufgabe Die Versorgung Remscheids mit preiswertem Trinkwasser nennt Meinecke als wichtige Zukunftsaufgabe, mit der sich sein Nachfolger befassen muss. Das System der Versorgung aus Trinkwassertalsperren sei teurer als in anderen Kommunen, die über Grundwasserversorgung verfügen. Eine Idee wäre eine Verbindung der Bergischen Talsperren untereinander, dafür müssten aber die Nachbarkommunen mitspielen. Der technische Aufwand, das Wasser aus der Dhünntalsperre in jeden Haushalt zu bringen, ist allein aufgrund der Bodenbeschaffenheit deutlich komplizierter als in Regionen ohne bergiges Felsgestein.

Nach zehn Jahren mit stabilen Preisen hatten die EWR im vergangenen Jahr die Bezugskosten für das qualitativ sehr gute Remscheider Wasser erhöht. Der Grundpreis je Wasseruhr wurde um 50 Euro raufgesetzt.

(hr)
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