Remscheid Ein Jahr in den USA

Remscheid · Schülerin Pauline Rützenhoff verbringt ein Auslandsjahr im texanischen El Paso. Die Amerikaner erlebt sie als offene Zeitgenossen.

So hatte sich Pauline Rützenhoff ihre Ankunft in den Vereinigten Staaten sicher nicht vorgestellt. Etwas ratlos steht die 16-Jährige im Abflugterminal am Flughafen von Houston und kann nicht fassen, was ihr die Frau am Schalter gerade eröffnet hat. Das Boarding sei abgeschlossen, den Flug habe sie verpasst. Die nächste Möglichkeit zur Weiterreise gebe es erst am kommenden Morgen. Nach 24 Stunden Anreise, einer Ochsentour von Frankfurt über Chicago, ist die Schülerin am Flughafen der texanischen Hauptstadt gestrandet.

"Ja, das war wirklich etwas unglücklich", erinnert sich das Mädchen knapp drei Monate nach dem Erlebnis, an ihre ersten Schritte in den Vereinigten Staaten. "Aber heute kann ich schon darüber lachen." Die Schülerin des Leibnitz-Gymnasiums hat für ein Jahr das heimische Klassenzimmer gegen die Räume der Franklin High School im texanischen El Paso getauscht. Wird sie nach der Motivation für ihre Reise gefragt, führt sie Gründe an, die schon viele Schüler vor ihr dazu gebracht haben, an Austauschprogrammen teilzunehmen: "Ich habe mich schon immer sehr für andere Länder, Kulturen und Lebensweisen interessiert", sagt sie. "Ich wollte die Möglichkeit nutzen, das Familienleben und den Schulalltag in einem anderen Land mitzuerleben, mal einen anderen ,Way of Life' kennenlernen."

Ihr erster Schultag in den USA ist Pauline besonders in Erinnerung geblieben. "Mein Gastvater hat mich zur Schule gefahren" sagt sie. "Als ich dort ankam, hat mich die Größe der Schule erst einmal umgehauen." Über 3000 Schüler besuchen die Franklin High School. Alles wirke ein bisschen größer. "Allein in dem Büro, in dem die Stundenpläne geplant werden, arbeiten fünf Mitarbeiter", sagt die Schülern. "Außerdem gibt es eine Schulkrankenschwester und ein Büro, dass sich unter anderem um die Bustickets für die Schüler kümmert. Bleibenden Eindruck hat auch der amerikanische Hang zum Patriotismus hinterlassen. Dessen Allgegenwärtigkeit sei der wohl größte Unterschied zum Leben in Deutschland. "In jedem Klassenraum hängt die amerikanische Flagge und jeden Morgen müssen wir darauf einen Treueschwur leisten." Montags werde zudem die amerikanische Nationalhymne gespielt. "Die singen wir dann alle gemeinsam", sagt Pauline. Was den Umgang miteinander angehe, seien die Amerikaner offener als die Deutschen. "Die sind schon bei der ersten Begegnung offen und freundlich zueinander", sagt die Schülerin. "Wir sind da zurückhaltender. Hier (In den USA, Anm. d Red.) wird man zum Beispiel oft schon nach einer kurzen Unterhaltung zu einem Treffen eingeladen."

Etwas seltsam findet sie dagegen den amerikanische Umgang mit Rohstoffen. "Hier wird mehr gekauft und wieder weggeworfen", berichtet Pauline. "Und die haben für alles Berge von Verpackungen."

So sehr der jungen Deutschen ihr Aufenthalt in den auch USA gefällt, gibt es doch einige Dinge, die sie auf der anderen Seite des Atlantiks vermisst. Vor allem ihre Freunde, die sie schon aus dem Kindergarten kennt. "Das Leben hier ist viel hektischer und etwas oberflächlicher als bei uns", sagt sie. "Zum Beispiel ist es in den Vereinigten Staaten offenbar normal, alle paar Jahre umzuziehen. Die Schüler haben nicht wirklich lange miteinander zu tun." Außerdem vermisse sie die deutsche Schokolade.

Die wird sie frühestens in fünf Monaten wieder genießen können. Im Juni wird Pauline Rützenhoff den USA den Rücken kehren und ihren Lebensmittelpunkt wieder ins Bergische verlegen. Bis dahin hoffe sie aber noch auf viele neue Erfahrungen, sagt die Schülerin. Und auf einen weniger aufregenden Rückflug.

(RP)
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