Remscheid Ein Haus für ein selbstbestimmtes Leben

Remscheid · Die Gewag errichtet ein Mehrfamilienhaus für acht junge Erwachsene mit Handicaps. Gestern war erster Spatenstich. Nach Einzug erhalten die Bewohner eine 24-Stunden-Betreuung.

 Die Vorfreude auf ihr neues Zuhause ist den künftigen Bewohnern anzusehen. Gewag-Vorstand Hans-Jürgen Behrendt hält symbolisch den Spaten.

Die Vorfreude auf ihr neues Zuhause ist den künftigen Bewohnern anzusehen. Gewag-Vorstand Hans-Jürgen Behrendt hält symbolisch den Spaten.

Foto: moll

An der Gerhart-Hauptmann Straße 4 wurde gestern der erste Spatenstich gefeiert: Für acht junge Erwachsene mit Handicap baut die Gewag ein neues, barrierefreies Mehrfamilienhaus, wo die künftigen Bewohner nach jahrelanger Suche im kommenden Herbst endlich als selbstbestimmte Wohngemeinschaft einziehen werden können.

Die künftigen Bewohner konnten ihr Glück selbst kaum fassen, als gestern Mittag Baubeginn ihres Zuhauses war. Über zehn Jahre lang bemühten sich die Eltern von acht jungen Erwachsenen mit unterschiedlichen Handicaps um einen geeigneten Wohnraum für ihre Kinder. Die acht Freunde, die sich teilweise schon vom Kindergarten und aus der Schule kennen, hegten lange den Wunsch, das elterliche Zuhause zu verlassen und gemeinsam in eine für sie geeignete Wohnung zu ziehen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Für diesen Wunsch habe man jahrelang gekämpft, erzählt Mutter Mechthild Heming (61). Seit gestern wird er erfüllt. "Glücklicher kann man nicht mehr sein, wenn man die Kinder sieht, wie sie heute um die Wette strahlen", äußerte die Mutter der 26-jährigen Elisabeth. Sie wird, sofern der Bau planmäßig fertiggestellt wird, im kommenden Herbst mit ihrem Ehemann Florian Halip (27) in ein Appartement innerhalb der Wohngemeinschaft ziehen.

Vor drei Jahren heiratete das Paar, das seitdem im Wechsel bei den Eltern wohnt. "Sie haben sich schon so lange eine eigene Wohnung gewünscht, mussten immer wieder warten, hoffen und bangen", erzählt Heming. Es sei ein "befriedigendes Gefühl" zu sehen, dass das Haus nun endlich errichtet wird.

Ganz so einfach war es nicht, zumal diese Achter-WG auch eine 24-stündige Betreuung und Pflege benötigt. Diese wird beim Einzug die evangelische Stiftung Hephata übernehmen. Neben den eigenen Wohneinheiten, die als 44 bis 75 Quadratmeter große Appartements für Paare oder als Zweier-WGs geplant sind, werden im Erdgeschoss neben einem Betreuerbür, ein Pflegebad, ein Hauswirtschaftsraum und eine gemeinsame Wohnküche entstehen. Rund 1,6 Millionen Euro kostet der Bau.

Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz lobte die Gewag dafür, dass sie "jungen Leuten mit Handicap die Möglichkeit auf ein selbstbestimmtes Leben gibt". Ein "Leuchtturm-Projekt" nannte es Sozialdezernent Thomas Neuhaus, der sich wünschte, dass auch andere Wohnungsbaugesellschaften dem Beispiel der Gewag folgen und auch in anderen Stadtteilen solche Wohngemeinschaften entstehen.

Der Verein Horizonte Bergisch Land sammelt derweil Spenden für die Einrichtung der Gemeinschafts- und Pflegeräume. Denn im Gegensatz zu stationären Projekten, die voll finanziert werden, muss sich dieses Projekt selbst finanzieren. "http://www.horizonte-bergischland.de"

(sebu)
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