Theater "Schatzkiste" Ein Diamant als Geschenk an die Stadt

Remscheid · Am 18. Januar eröffnet am Markt ein neues Theater - die "Schatzkiste". Eine Herzensangelegenheit.

 Dr. Volker Schatz freut sich darauf, in seinem Theater "Schatzkiste" ab Januar die Gäste für Kabarettvorstellungen zu begrüßen.

Dr. Volker Schatz freut sich darauf, in seinem Theater "Schatzkiste" ab Januar die Gäste für Kabarettvorstellungen zu begrüßen.

Foto: Fotos (2) Jürgen Moll

Falschmeldung oder Wahnsinn? Remscheid bekommt eine neue Bühne. Ausgerechnet die Stadt, in der lieber an der Kultur gespart als dass sie gefördert wird. Am 18. Januar eröffnet die "Schatzkiste" am Markt, Elberfelderstraße 7. Was viele Bürger mit Erstaunen und einem ungläubigen Lächeln zunächst zur Kenntnis genommen haben, nimmt unumkehrbare Formen an. Eigentümer Dr. Volker Schatz (59) gesteht: "Es waren keine bewusstseinserweiternden Drogen im Spiel, als ich und meine Frau Martina beschlossen, eine eigene Bühne zu eröffnen." Einer solchen Liebeserklärung zur Kultur lässt sich nur mit Sympathie begegnen.

 Bis zur Eröffnung am 18 Januar haben die Handwerker noch viel zu tun.

Bis zur Eröffnung am 18 Januar haben die Handwerker noch viel zu tun.

Foto: Moll Jürgen

Wer das erste Geschoss über der Gaststätte "Zum Landsknecht" betritt, spürt sofort, hier meint es jemand ernst. Es entsteht ein Ort für Kunst, bei dessen Einrichtung nicht mit improvisierten Lösungen gearbeitet werden muss. Es entwickelt sich ein Raum mit Bedingungen, die an anderen Bühnen in Remscheid nur selten zu finden sind.

 So soll die "Schatzkiste" aussehen, wenn alle Arbeiten abgeschlossen sind.

So soll die "Schatzkiste" aussehen, wenn alle Arbeiten abgeschlossen sind.

Foto: Dr. Volker Schatz

Kultur hat im Leben des studierten Elektrotechnikers und promovierten Betriebswirts keine große Rolle gespielt. Als Unternehmer flog er durch die Welt. Heute hier, morgen da. Ein Besuch im Theater oder einer Kunstausstellung gehörte zu den eher seltenen Terminen. "Ich hatte dafür keine Zeit", sagt Schatz. Zu seinem 50. Geburtstag erhielt er als Geschenk einen Kabarett-Kursus bei Jürgen Scheugenpflug in Wuppertal. Die Fülle des Alltags humorvoll und pointiert zu betrachten, liegt im Temperament des Remscheiders. Seit dieser Zeit spielt Schatz selbst verfasste Sketche mit seiner Bühnenpartnerin.

"Wenn ich etwas mache, dann mache ich es richtig", sagt Schatz. Als ein Mann mit ausgeprägtem Hang zu moderner Technik lässt er in dem Theater für 100 Menschen alles verbauen, was diesen Ort zu einer stilvollen Schatzkiste macht. Das fängt an mit den rot gepolsterten Stühlen und einem filigranen Beleuchtungskonzept, geht über zu einem ausgeklügelten Akustik- und Lüftungssystem, und reicht bis hin zur Techniker-Kabine, von der aus die Künstler auf der Bühne ins beste Licht gerückt werden. Nichts wirkt fimschig, alles glänzt durch gehobenen Standard.

"Mit dem Theater lässt sich kein Geld verdienen", sagt der Unternehmer Schatz. Mit einer Vorstellung im Monat schon gar nicht. Aber Schatz, der seine Firma verkauft hat, sieht den Erwerb der Immobilie nicht unter der Kategorie "Gewinn und Verlust". Eine solche Berechnung ließe sich nur mit bewusstseinserweiternden Drogen als erfolgversprechend einstufen. "Ich schaffe mit der Bühne einen Wert. Wenn ich einen Diamanten kaufe, erfüllt er auch nicht den Zweck, damit Geld zu verdienen", sagt er. Den Bürgern der Stadt schenkt er einen Diamanten, an dem sie Freude haben sollen. "Ich bin der Meinung, Remscheid muss lachen", sagt er. Als Remscheider kennt er die Befindlichkeiten der Bürger. Es gebe zu viele Tiefstapler, die das Potenzial der Stadt nicht erkennen.

Die Handwerker verlegen die letzten Leitungen, der Aufzug wird zu Beginn des Jahres eingebaut, die kostenfreien Theater-Parkplätze sind gemietet und die Speisekarte für das Essen nach der Vorstellung in der Gaststätte "Zum Landsknecht" wird geschrieben. "Alles wird pünktlich fertig sein", sagt Schatz. Seine Worte haben Überzeugungskraft. Der Theaterimpressario besitzt einen starken Willen und Durchhaltekraft. Die hat er sich als Triathlet antrainiert. Seit seiner Geburt leidet er unter einer Nervenkrankheit. "Ich habe mich nie benachteiligt gefühlt" sagt Schatz. In den vergangenen Jahren fiel das Gehen immer schwerer, so dass er ohne Rollstuhl nicht mehr auskam. Um sich zu beweisen, wie viel Kraft er noch besitze, flog er nach San Francisco, um von der Gefängnis-Insel Alcatraz an Land zu schwimmen. 2014 errang er den Vizemeistertitel im Triathlon in Hamburg. "Ich habe Freude am Leben und am Teilen", sagt Schatz. Die erste Vorstellung am 25. Januar ist bereits ausverkauft. Schatz freut sich auf seine Gäste.

(RP)
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