Remscheid Duo gestaltet Marienlob auf alten Instrumenten

Remscheid · Carmen Rattay und Ursula Wilhelm sangen und musizierten Lieder in der Stadtkirche Remscheid.

 Carmen Rattay und Ursula Wilhelm spielen auf mittelalterlichen Instrumenten.

Carmen Rattay und Ursula Wilhelm spielen auf mittelalterlichen Instrumenten.

Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Eine filigrane Harfe, eine im hellen Holz ein wenig behäbig wirkende Fidel und ein mit gotischen Bögen verziertes Örgelchen machten das Publikum schon vor dem Beginn des Konzerts neugierig. Solche Instrumente sind auf mittelalterlichen Darstellungen von Engelskonzerten zu sehen. Dass sie wirklich erklingen können und eine ganz zauberhafte, fremde Schönheit entfalten, machten während einer konzentrierten Stunde sehr glücklich - so war es dem herzlichen Beifall anzumerken.

Ursula Wilhelm, Kantorin der Evangelischen Stadtkirche Remscheid, ist Nachfolgerin von Kirchenmusikdirektorin Ruth Forsbach seit Februar dieses Jahres. Sie ist neben ihrer Organistentätigkeit eine in Fachkreisen bekannte Spezialistin mittelalterlicher Musik und hatte zum sommerlichen Abendkonzert in der Stadtkirche mit Sängerin und Fidelspielerin Carmen Rattay 17 Marienlieder ausgewählt. Im mustergültigen Programmblatt waren die lateinischen, mittelhochdeutschen Texte mit ihren Übersetzungen zu lesen, so dass sich die Verschiedenheit des jeweiligen Liedsinns in der - beim ersten Hören zunächst eher gleichförmig wirkenden - Musik aus einem Zeitraum von 300 Jahren erschließen konnte. Über die verschiedenen Rollen, die Maria in der mittelalterlichen Glaubenstradition zu übernehmen hatte, sprach Ursula Wilhelm in ihrer Einführung. Als Mutter Gottes ist sie Lebensspenderin, Besiegerin des Todes, Mutter der Barmherzigkeit, reine Magd und eben auch, von den Reformatoren kritisiert, Projektion einer übersteigerten Frömmigkeit.

Vorsichtig, fast in ihre Fidel hineinhörend wirkte das sanfte Ansteigen des Grundtons, über den die Melodie von Carmen Rattays Gesang sich schwebend erhob, um in der Höhe aufzublühen. Leise nahm die Portativ-Orgel die Tonlage auf, schaffte im Spiel von Ursula Werner gemeinsam mit dem Klang der Fidel einen Raum für den in den Bögen der Gregorianik verlaufenden Gesang.

Hildegard von Bingens Magnificat sang Carmen Rattay ohne Begleitung, ihre Stimme formte die Melodie in einer vom "Irdischen" abgewandten Reinheit. Später, im Lied des Salzburger Mönchs von Maria als Meeresstern und in dem fast volkstümlich wirkenden Minnelied des Heinrich von Laufenberg, erhielt die Melodik den Charakter der schwärmerischen Inbrunst, im Gegensatz zu den gut 200 Jahre früheren Liedern der Hildegard von Bingen oder Walthers von der Vogelweide. Fidel und Gesang bildeten eine Einheit, einen dunkleren Grund schaffte das Spiel der kleinen Orgel.

Beide Solistinnen sangen und spielten in enger Korrespondenz, immer im Blick und vorsichtiger humorvoller Gestik im Kontakt zum Publikum. Zu einigen Liedern sang Ursula Werner eine Begleitung, so füllte sich der Klangraum mit Farbschattierungen. Aus dem Wienhäuser Liederbuch erklang ein reich geschmücktes Dilectus Meus als Orgelstück, rhythmisch lebhafter wirkten die Lieder aus der spanischen Sammlung des Codex Las Huelgas, aus dem die beiden Künstlerinnen auch nach langem, herzlichen Beifall eine Zugabe spielten.

(RP)
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