Remscheid Die Werkzeugindustrie boomt

Remscheid · Remscheid hat bei der jüngsten Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer die "Rote Laterne" an Solingen abgegeben.

 Dieses Werkzeug präsentierte das Remscheider Unternehmen Hazet vergangenes Jahr auf der Eisenwarenmesse in Köln.

Dieses Werkzeug präsentierte das Remscheider Unternehmen Hazet vergangenes Jahr auf der Eisenwarenmesse in Köln.

Foto: Nico Hertgen

Seit sieben Jahren gestaltet sich die Konjunktur im Bergischen gut. Auch wenn es zwischendurch einige Aufs und Abs gegeben hat. Die jüngste Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) sieht die Unternehmen weiter überwiegend auf der Sonnenseite. "Die Stimmung ist außergewöhnlich gut und sie wird auch in der weiteren Zukunft so bleiben", sagte gestern IHK-Präsident Thomas Meyer und ergänzte: "Die bergische Wirtschaft scheint auf dem konjunkturellen Höhepunkt angekommen zu sein." Die Geschäftslage im Bezirk Wuppertal, Solingen, Remscheid hat mit einem Indexwert von 48 einen Rekordwert seit 2010 erreicht.

Thomas Meyer geht indes nicht davon aus, dass nach sieben fetten Jahren nun sieben magere Jahre folgen. Dafür gebe es keine Anzeichen. Denn aktuell bewerten 52 Prozent der befragten 514 Unternehmen mit insgesamt 23.300 Beschäftigten ihre Geschäftslage als gut. Weitere 44 Prozent sind zufrieden "und nur vier Prozent sprechen von einer schlechten Geschäftslage", sagte Meyer. Umsätze und Ergebnisse hätten sich nicht nur seit der Umfrage zu Jahresbeginn, sondern auch gegenüber dem Vorjahr verbessert. "Es wird investiert - auch in die Erweiterung der Kapazitäten."

Insbesondere in Remscheid hat sich die Lage gegenüber der Umfrage zu Jahresbeginn stark verbessert. Lag der Indexwert bei der Geschäftslage im Januar gerade einmal bei 19 Punkten - im Herbst 2016 waren es sogar nur 15 Punkte -, so schnellte er nun auf 59 Punkte in die Höhe. "Die Werkzeugindustrie boomt zurzeit", sagte IHK-Geschäftsführer Uwe Mensch. Er ist zuständig für den Geschäftsbereich Starthilfe und Unternehmensförderung - darunter fallen Wirtschaftspolitik, Steuern, Finanzen und Kreditwirtschaft. Remscheid hatte im Vergleich der drei Großstädte bislang die "Rote Laterne" bei der Geschäftslage. Die konnte nun an Solingen weitergegeben werden, Remscheid selbst katapultierte sich an die Spitze der Region.

Da aktuell die Solinger Industrie etwas schwächelt, sackte hier der Indexwert von 36 zu Jahresbeginn auf plus 17 ab. Wuppertal erreichte wie zu Jahresbeginn einen Wert von 54 Punkten. Die gute Konjunktur einiger größerer Unternehmen reicht in Remscheid wie in Wuppertal schon aus, damit sich der Indexwert stark verändert. "In Solingen gibt es viele Unternehmen mit 20 bis 80 Mitarbeitern. Allein die Schneidwarenbranche stellt 20 Prozent der Beschäftigten", erklärte der IHK-Präsident.

Die Unternehmen gehen mehrheitlich davon aus, dass ihre Umsätze und Gewinne weiter wachsen werden. Zudem schätzen sie viele Risikofaktoren weniger gravierend ein als noch zum Jahresanfang. Dennoch sehen jeweils 41 Prozent der Befragten wesentliche Risiken beim Inlandsabsatz, den Arbeitskosten und den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Nur jeder vierte Betrieb hält die Energie- und Rohstoffpreise für ein besondres Entwicklungshemmnis, bei der Finanzierung sind es sogar nur fünf Prozent.

Von der neuen Landesregierung erwartet die Industrie- und Handelskammer, dass sie Straßen, Brücken und Gewerbeflächen im Blick hat. "Wichtige Standortfaktoren für die Unternehmen sind Straßen und Verkehrsflächen", sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Wenge. Thomas Wängler, Verkehrsexperte der IHK, würde sich wünschen, dass die neue Landesregierung mehr in die Landesstraßen investieren würde. "Das fordern wir seit Jahren, hier muss die neue Landesregierung nachlegen", sagte Thomas Wängler.

Bislang hätten in den vergangenen Jahren die Grünen den Landesstraßenbau verhindert, so Wängler, und die SPD habe deshalb "die Straßen verlottern lassen".

(RP)
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