Remscheid Die Welt steht Kopf

Remscheid · Bei der Orientierung in den Welten des Bildhauers Thomas Virnich versagt jedes Navigationsgerät. "Bitte wenden, bitte wenden". Kurze Zeit später hören wir nur noch "Kein Sattelitenempfang". Der Blick bleibt an jeder Ecke seiner aufplatzenden Häuser kleben. Virnichs Welt steht Kopf, und wir drehen uns mit ihr auf unbekannten Umlaufbahnen.

 Die Ausstellung mit Werken von Thomas Virnich ist noch bis zum 21. Februar im Skulputurenpark „Waldfrieden“ zu sehen.

Die Ausstellung mit Werken von Thomas Virnich ist noch bis zum 21. Februar im Skulputurenpark „Waldfrieden“ zu sehen.

Foto: Moll, J�rgen

In der oberen Ausstellungshalle des Skulpturenparks "Waldfrieden" stehen die märchenhaften Verwirrungen des Mannes aus Mönchengladbach. Virnich (58) liebt an der Konstruktion eines Hauses die Dekonstruktion des Gebäudes.

Das Innenleben der Gebäude bricht durch den Boden, fliegt durch die Lücke im Dach in die Atmosphäre. Aus einem alten Schulhaus schleudern Wände, Treppen und Fensterrahmen nach draußen. Es ist keine Explosion, eher ein kräftiger Luftzug, der frischen Wind bringt - auch auf die Sicht der Dinge. Ein Spiel der Farben und Formen, des Miteinanders und Ineinanders. Das Vertraute wird unheimlich, das Unheimliche vertraut.

Seine Arbeiten verlangen mehrere Umrundungen, wie zum Beispiel sein Mailänder Dom, dessen Wände sich wellen, dessen Turmspitzen verschwunden sind, der nur über einen versteckten Eingang verfügt, hinter dessen Mauern vielleicht eine neue verwickelte, wunderbare Welt prunkt. Virnich, der vor 20 Jahren in der Städtischen Galerie Remscheid eine sehr schöne Ausstellung zeigte, ist nicht nur ein Meister phantastischer Universen, er blickt auch tief traurig auf die Kreatur. Sein Esel aus Ton leidet wie ein geschlachtetes Schwein. Virnich in Wuppertal - das ist eine unendliche Reise ins Nirgendwo.

(RP)
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