Remscheid Die Lage der "Tafel" hat sich entspannt

Remscheid · Mehr Spenden sichern dem Verein das wirtschaftliche Überleben in diesem Jahr. Am Wirtschaftsplan wird gearbeitet.

 Willkommene Frischwaren - bei der Essensausgabe der Tafel im Vaßbendersaal versorgt Helga Flauaus Menschen, die Unterstützung bei der Versorgung mit Lebensmitteln benötigen.

Willkommene Frischwaren - bei der Essensausgabe der Tafel im Vaßbendersaal versorgt Helga Flauaus Menschen, die Unterstützung bei der Versorgung mit Lebensmitteln benötigen.

Foto: HN

Die Mitarbeiter und Kunden der Tafel können aufatmen. Die Zunahme an dringend benötigten Spenden in den vergangenen Wochen sowie eine Reduzierung der betriebsbedingten Kosten haben eine Insolvenz verhindert, die sich noch im Sommer abzeichnete. Das bestätigte Oliver Witte, Vorsitzender des Vereins. "Wir sind für dieses Jahr gut aufgestellt", sagte Witte. Der Vorstand arbeitet in diesen Tagen einen Wirtschaftsplan für das kommende Jahr aus. Keine leichte Aufgabe.

Witte betont, dass es immer schwierig sei, die Höhe der Spenden zu prognostizieren. "Spenden sind und bleiben unsere Haupteinnahmequelle", sagt Witte. Sozialdezernent Thomas Neuhaus sieht die Stadt und den Verein als eine Art Schicksalsgemeinschaft. "Wir haben die Aufgabe, die Armut in der Stadt abzumildern", sagt Neuhaus. Die Stadt unterstützt den Verein, in dem sie die Räume in den Häusern an der Wülfingstraße zu Verfügung stellt. Nach den wirtschaftlichen Turbulenzen im Sommer erwartet Neuhaus vom Vorstand nun einen Wirtschaftsplan für das kommende Jahr, der die Unwägbarkeiten möglichst gering hält. Ein Gespräch zwischen Stadt und Verein soll in diesem Jahr noch stattfinden.

Die Zahl der festangestellten Mitarbeiter hat Witte in der Zwischenzeit von sechs auf vier reduzieren können. Eine Stelle im Büro konnte mit einer Ehrenamtlerin besetzt werden. Die Ware von den Supermärkten holen nur noch drei Fahrer ab. In dem Zehn-Punkte-Plan, der im Sommer zur Rettung der Tafel aufgestellt wurde, ging es auch um einen größeren Pool an ehrenamtlichen Fahrern. Doch alle Bemühungen, solche Freiwilligen zu finden, sind bisher fehlgeschlagen. "Ich habe Speditionen angeschrieben und gefragt, ob es nicht Fahrer gebe, die bereits in Rente sind und diese Aufgabe übernehmen könnten", sagt Witte. Gemeldet hat sich niemand.

Die Bezahlung der vier Festangestellten (drei Fahrer, eine Geschäftsführerin) zählt zu den betriebswirtschaftlichen Hauptproblemen des Vereins. Seitdem vor zwei Jahren die Finanzierung der früheren Langzeitarbeitslosen durch das EU-Bürgergeld ausgelaufen ist, bezahlt der Verein die Mitarbeiter aus eigener Tasche. Solange ausreichend Spenden vorhanden waren, ist dies kein Problem gewesen. Doch nach dem Einbruch im Sommer wurde es finanziell eng. Die Fahrer zu entlassen wäre aus Sicht von Witte auch das Ende der "Tafel" gewesen. Der Verein teilt Lebensmittel an acht Ausgabestellen in der Stadt an Menschen aus, die sonst kaum über die Runden kommen. In Remscheid leben zurzeit etwa 2500 Menschen, die diese Hilfe in Anspruch nehmen. Der Preis für die Tüte an Lebensmitteln ist von zwei auf drei Euro erhöht worden. "Wir liegen mit den neuen Preisen immer noch im Vergleich zu anderen Tafeln im unteren Drittel", sagt Witte. Negative Reaktionen habe er nicht gehört.

(RP)
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