Remscheid Die Kunst des Umgangs mit feinstem Papier

Remscheid · Wenn im Handwerk etwas schief geht, dann meist nur, weil der Handwerker nicht genau genug geschaut oder zugehört hat, sagt Hans Jungheim. Der Kunstbuchbinder und Restaurator des Stadtarchivs im Historischen Zentrum in Hasten, leitete einen mehrstündigen Workshop in japanischer Buchbindetechnik. Er vermittelte den Teilnehmern nicht nur allerhand Wissenswertes über den Rohstoff Papier, sondern lehrte sie auch auf Werkzeug und Materialien zuhören: "Die sind nämlich eure besten Ausbilder."

 Handarbeit mit einem sensiblen Werkstoff. Kunstbuchbinder Hans Jungheim leitete das Seminar im Stadtarchiv.

Handarbeit mit einem sensiblen Werkstoff. Kunstbuchbinder Hans Jungheim leitete das Seminar im Stadtarchiv.

Foto: Jürgen Moll

Kunstbuchbinder wie Hans Jungheim gibt es gerade einmal 200 auf der Welt. Ein Handwerk, das nicht nur ordentlich gelernt sein will - Jungheim ließ sich in Belgien ausbilden -, sondern das auch einer Menge Übung und Muße bedarf. Das stellten auch die Teilnehmer schnell fest: Akribisch und mit viel Gefühl ging der Fachmann mit den Materialien um das Falzbein, ähnlich einem ärztlichen Holzmundspatel aus Rinderbein, strich er sanft aber entschlossen über das Papier, um die perfekte Falzlinie, eine fehlerfreie Knickkante, zu erzielen. "Nicht zu fest drücken, sonst könnte das Papier verziehen."

Die japanische Bindekunst hat die Besonderheit, mit ganz feinem und dünnem, nahezu transparenten Papier zu arbeiten. Eine Schwierigkeit, die Jungheim den Workshop-Teilnehmern bewusst vorenthielt. "Nicht nur, dass dieses Papier sehr teuer ist, als Anfänger ist es viel schwieriger, mit solch dünnem Material zu arbeiten", erklärte der Archiv-Restaurator. Die Teilnehmer benutzten dennoch ein außergewöhnliches Papier, auf der einen Seite glatt, die andere rau, das, wenn es gegen das Licht gehalten wurde, Strukturen erkennen ließ.

Sabine Probst-Kalhöfer gefiel der Workshop sehr gut. Zur Teilnahme motiviert hatte die Grundschullehrerin eigentlich ein eigenes Projekt, bei dem sie Bilder und Geschichten ihrer Schüler selbst binden wollte. Nach dem Workshop war ihr aber klar. "Das würde viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen." Kabarettist Joe Fass aus Hannover, nutzte einen beruflichen Besuch in Remscheid zur Teilnahme. "So etwas wollte ich schon seit über 15 Jahren machen, hatte aber nie die Zeit dafür", erklärte er. "Da ich literarisch unterwegs bin und Bücher liebe, würde ich jetzt auch meine eigenen Erzeugnisse binden."

(seg)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort