Remscheid Die Heiterkeit bewahren bis zum Schluss

Remscheid · Der Tod gehört zum Leben wie der Sonnenuntergang zum Tag. Doch vorher kommt das Sterben. Ein heikles Thema, das wir alle gerne verdrängen und von uns in die weite Ferne schieben. Doch diejenigen, die die Sterbenden betreuen - egal, ob Pflegekraft oder Angehörige - müssen damit täglich umgehen (können).

 Petra Afonin beschäftigte sich auf kabarettistische Art mit dem Tod.

Petra Afonin beschäftigte sich auf kabarettistische Art mit dem Tod.

Foto: Jürgen Moll

Die Schauspielerin Petra Afonin nahm dieses Thema im Rotationstheater ernsthaft, aber augenzwinkernd, realitätsnah und doch Mut machend aufs Korn. Den Abend hatte die Ökumenischen Hospizgruppe Remscheid zugunsten der ambulanten Hospizarbeit organisiert. Der Eintritt war frei, Spenden wurde gerne entgegengenommen. Die meisten im gut gefüllten Theaterraum waren vom Fach. Allein die Erwähnung des MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung) brachte Lacher. Um so mehr der Test mit Fragebögen, um die Pflegestufe eines Patienten festzustellen. Jetzt müsse der Patient prahlen mit dem, was er nicht mehr kann, sagte Afonin. Das falle naturgemäß schwer. Also könnten die Pflegebedürftigen plötzlich wieder Tätigkeiten verrichten, die sie seit Jahren nicht ausgeführt hatten, wie Tango tanzen und Gardinen abnehmen.

Und weil das alles ja so leicht ist, hatte die Künstlerin den Fragebogen vertont und sang ihn zum Spaß der Anwesenden herunter. Wie steht es um diejenigen, die eine Patientenverfügung ausgefüllt hatten, um ja nicht beim Sterben zu leiden? Sehr bewegend sang Petra Afonin im eingedeutschten Lied von Jacques Brel "Der Todgeweihte (Le Moribond)" den Refrain: "Ich will tanzen, albern sein, Trost und Genuss, weinen, lachen bis zum Schluss." Was geht also im Kopf eines Menschen vor, der sich nicht mehr erinnern kann? Afonin versucht es zu verstehen. Sie zitiert aus ihrem Tagebuch in Briefform, das sie jeweils nach dem Besuch ihrer Mutter im "Seniorenstift" ergänzt. Darin erinnert sie sich, dass ihre Mutter stets eine Meisterin im Aushalten schwerer Situationen gewesen ist - eine "Erträglichmacherin". Und dass sie das wohl auch jetzt immer noch ist, obwohl sie nicht mehr sprechen kann. Alles sei immer nur vorübergehend, war die Überzeugung ihrer Mutter. Und deswegen sei vielleicht ein Wunschzettel fürs Ende besser als eine Patientenverfügung. Auf Alfonins persönlichen Wunschzettel stand unter anderem: "Bewahre meine Lachfalten am Tränensack". Es war schön, zu sehen, dass zum Schluss die Besucher mit einem Schmunzelfältchen um die Augen das Rotationstheater verließen.

Antje Engels, Vorstandsmitglied der Hospizgruppe und Organisatorin des Abends, äußerte sich sehr zufrieden: "Ich fand den Abend klasse; er war gut gelungen."

(bg)
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