Remscheid Die Chaostage haben auch neue Kraft gegeben

Remscheid · Die Geschäftsführerin des Vereins BAF, Daniela Krein, blickt auf ein bewegtes und arbeitsreiches Jahr zurück. Die Unterbringung und Versorgung zugewiesener Asylbewerber erforderte viel Einsatz.

Dass das Jahr 2015 derart herausfordernd werden würde, hatte Daniela Krein niemals erwartet. Und dass sie an dessen Ende das Gesicht der Remscheider Flüchtlingsarbeit ist, auch nicht. Die Geschäftsführerin des Vereins BAF (Begegnen, Annehmen, Fördern), der vor Ort mit der Unterbringung und Betreuung der zugewiesenen Asylbewerber betraut ist, hatte sich darauf eingestellt, eine zunehmend größer werdende Zahl an Menschen auf die Remscheider Einrichtungen und Wohnungen verteilen zu müssen und ihnen als Ansprechpartnerin zur Verfügung zu stehen. "Aber mit einem so dauerhaft anhaltenden Flüchtlingsstrom haben wir nicht gerechnet", räumt sie ein.

Als es dann im Juli hieß, binnen 24 Stunden in der Lenneper Pestalozzischule im Auftrag des Landes eine Notunterkunft einrichten zu müssen, schien das für alle Helfer eine beinahe unlösbare Aufgabe zu sein. "Es ist frustrierend, wenn man vor Ort steht und nicht weiß, wie es weitergehen soll", erinnert sie sich an jene aufregenden Tage, als Catering, Betten, Matratzen, Kleidung und Hygieneartikel aus dem Nichts besorgt werden mussten. "Wo bekommen wir in kürzester Zeit was her? Und was ist zur Versorgung der Menschen überhaupt notwendig? Das alles zu organisieren, war für alle eine ganz neue Erfahrung." Seitens der Stadt wurde die Diplom-Sozialpädagogin mit der Koordination beauftragt. Sie bildete die Schnittstelle zwischen Verwaltung, BAF, den Mitarbeitern der Johanniter und den zahlreichen freiwilligen Helfern. "Meinen eigentlichen Job, nämlich die Unterbringung der Remscheid zugewiesenen Flüchtlinge, bin ich während dieser Zeit natürlich nicht losgeworden."

Arbeitstage von mindestens zehn und manchmal 13 Stunden waren die Regel. Rückblickend beklagt sie zwar die fehlenden Strukturen, die bundesweit für Chaos gesorgt hatten, ist aber dennoch hoch zufrieden mit dem Erreichten. "So weit es unsere Möglichkeiten angeht, haben wir das in Remscheid sehr gut hinbekommen. Es hat Spaß gemacht, so effektiv zusammenzuarbeiten. Am Ende hat das auch die Kraft gegeben, weiterzumachen", findet Daniela Krein. In der Folge gab es eine große Spendenbereitschaft und viele Initiativen, die Mittel für die Flüchtlingshilfe gesammelt haben. Überall sollte die BAF-Geschäftsführerin dabei sein, wenn Ideen vorgestellt und Spenden übergeben wurden. "Für mein persönliches und berufliches Leben hätte ich diese große Öffentlichkeit nicht gebraucht. Es ist aber einsehbar, dass es jemanden geben muss, der auch diese Termine übernimmt." Damit helfe man geflohenen Menschen, die in Kriegs- und Krisenregionen häufig Schreckliches erleiden mussten. Mit zunehmenden Erfahrungen in der Flüchtlingsarbeit habe sie gelernt, die teilweise erschütternden Schicksale nicht zu nah an sich herankommen zu lassen. "Anfangs haben mir solche Berichte schlaflose Nächte bereitet", sagt sie. Heute wisse sie, dass sie zum Selbstschutz und auch, um den ihr anvertrauten Menschen professionell und wirkungsvoll helfen zu können, eine gewisse Distanz wahren muss. Für den Jahreswechsel wünscht sich Daniela Krein, dass der geplante Abend im Freundeskreis möglichst ungestört verlebt werden kann. Für den Neujahrsabend schließt sich wieder eine Rufbereitschaft an. Was erwartet sie 2016? Der Zuzug von Flüchtlingen werde wohl anhalten. "Vielleicht wird die Taktzahl ein bisschen länger. Das würde uns bei der Verteilung der Menschen ein bisschen helfen", hofft Krein.

(RP)
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