Remscheid Dichterstreit mit Poesie und Pointen

Remscheid · Fünfte Auflage des Löwen Slams in der "ErlebBar" mit vielen Überraschungen.

 Bühne frei für Organisator Jan Möbus aus Remscheid - er startete den Löwen Slam in der "ErlebBar" mit einem Auftritt außer Konkurrenz.

Bühne frei für Organisator Jan Möbus aus Remscheid - er startete den Löwen Slam in der "ErlebBar" mit einem Auftritt außer Konkurrenz.

Foto: Jürgen Moll

Was war das für ein Abend für Julius Schmidt: Der Remscheider trat erstmals beim Löwen Slam in der ErlebBar vor etwa hundert Besuchern auf einer Bühne auf und zog auch gleich ins Finale ein. Dort musste er sich aber nach der Wertung des Publikums der Essenerin Sandra Da Vina geschlagen geben, die bereits 2014 die NRW-Meisterschaft im Poetry Slam gewonnen hat.

Schmidt ließ sich für seinen ersten Text von der Redeweise "wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen" inspirieren und erschuf eine moderne Fabel, die ambitioniert auch Themen wie Fremdenfeindlichkeit anschnitt. Sein Stil war dabei stets lyrisch und verbreitete mit einer Portion Charme ein tröstendes Gefühl. Der Finalbeitrag "Auf Wiedersehen" befasste sich mit verschiedenen Arten von Abschieden - mal traurig, mal augenzwinkernd, aber wieder stets auf hohem künstlerischen Niveau.

Gegen Sandra Da Vina hatte an diesem Abend jedoch niemand eine Chance. Bereits mit ihrem ersten Text, in dem sie von einem Besuch in einer Umkleidekabine schilderte und das Streben nach dem Schönheitsideal genüsslich durch den Kakao zog, begeisterte sie die Besucher. 91 gaben ihr für den äußerst humorvollen Beitrag ihre Stimme ab. Ein Beispiel: "Wenn ich Missstände aufdecken will, dann muss ich morgens nur die Decke aufschlagen", sagte sie und bewies Sinn für Selbstironie. Im Finale zog sie noch einmal alle Register und schleuderte den Besuchern eine einzige dichte Ansammlung zündender Pointen entgegen. Reinhard Clement, ehemaliger Büttenredner aus Wuppertal, war der dritte Finalist, der mit kurzen Gedichten voller Wortwitz einen anderen Stil als die übrigen Slammer pflegte. Das intelligente Spiel mit der Sprache brachte die Besucher immer wieder zum Lachen. Im Finale gingen ihm jedoch die wirklich lustigen Momente etwas verloren.

So ein Poetry Slam ist immer wieder für Überraschungen gut. Insgesamt nahmen dieses Mal gleich acht Künstler an dem modernen Dichterwettstreit teil. Das Niveau war mehr als ordentlich. Gerade die Spannung, was ein Neuling beim Slam aufführen wird, macht einen Teil des Reizes aus. Dass der Löwen Slam diese Qualitäten besitzt, hat sich herum gesprochen. Bei der fünften Auflage war die ErlebBar so gut besucht, dass man für den hinteren Bereich des Ladenlokals mit einer Videoübertragung arbeitete.

(RP)
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