Remscheid Deutschkurse stocken in der Planung

Remscheid · Integration von Flüchtlingen durch Sprache soll der nächste Schritt sein. In Remscheid fehlen Räume und Konstanz.

Flüchtlinge NRW: So verteilen sie sich auf die Städte
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In diesen NRW-Städten sind die meisten Flüchtlinge untergebracht

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Foto: dpa, awe

Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Diesen Allgemeinplatz hört man in allen Flüchtlingsdebatten. Um in dem Sinnbild zu bleiben, klemmt das Schloss aber noch. Die Remscheider Freiwilligenlisten derjenigen, die sich melden, um Flüchtlingen Deutsch beizubringen, sind voll. Die Notunterkünfte und Flüchtlingsheime sind es auch, und der neue Nordrhein-Westfälische Integrationsminister Rainer Schmeltzer räumt ein: "Wir sind krampfhaft dabei zu recherchieren, welche Sprachangebote es in Gänze gibt." Doch woran hakt es?

Auch an ganz praktischen Dingen: Woher kommen die Räume für die Sprachkurse, woher Tische und Stühle, woher das Lehrmaterial. Fragen, mit denen man sich befassen müsse, wenn man Sprachkurse für Flüchtlinge auf die Beine stellen möchte, sagt Daniela Krein vom Verein für Asylbewerber BAF. Die Räume dürften nicht unweit der Flüchtlingsunterkünfte liegen, schließlich kennen sich die Schutzsuchenden in der neuen Stadt noch nicht so gut aus, sagt auch Michaela Pappas vom Kommunalen Integrationszentrum. Und obwohl sich erst einmal viele freiwillig melden würden, springen die meisten ab, wenn es konkret würde, wissen Initiatoren in der Stadt. Sprachkurse müssten auch tagsüber stattfinden, und das können viele Ehrenamtler nicht dauerhaft leisten. Doch bei der Sprachvermittlung zähle nun mal Verlässlichkeit und Kontinuität, sagt Michaela Pappas, die auch Geschäftsführerin des Fördervereins für Interkulturelle Erziehung ist. Der Verein ist einer von vielen verschiedenen Trägern, die in Remscheid Sprachkurse für Flüchtlinge anbieten. Die Vielfalt der Träger ist erfreulich, aber auch Kern des Problems. Eine übergeordnete Organisationsstruktur oder etwa eine Onlinedatenbank, in der alle Deutschkurse systematisch erfasst werden, gibt es bisher nicht, kritisiert auch der Flüchtlingsrat NRW.

Die Integrationskurse vom Bund sind bisher nur für Asylbewerber gedacht, deren Aufenthalt schon abschließend geklärt ist. Dass sich die Asylanträge jedoch über Monate ziehen, ist nicht neu. Zahlreiche Initiativen und Ehrenamtler wollen deshalb ein System schaffen, in dem Flüchtlinge schon viel früher und schon während ihrer Asylverfahren Zugang zu Sprache bekommen sollen. Wie etwa die Initiative "Deutsch von Anfang an": Eine kleine Gruppe startete die Idee, Deutschkurse auch in der Erstaufnahmeeinrichtung anzubieten. Natürlich sei das zu begrüßen, sagt Daniela Krein vom BAF. Und hat doch Bedenken, in der Erstaufnahme blieben die Flüchtlinge ja nur wenige Wochen. Nun haben sich bei der Initiative in wenigen Tagen knapp 200 Freiwillige gemeldet, die ehrenamtlich Flüchtlingen Deutsch beibringen wollen. Initiatorin Barbara Kempf sagt, es sei nun vor allem eine organisatorische Aufgabe, Lerngruppen einzuteilen. Dabei müsse auch etwa die Herkunft der Flüchtlinge beachtet werden.

Die Stadt kann das Angebot koordinieren, selbst aber keine Kurse stemmen. Das erfüllen die örtlichen Träger: Wohlfahrtsverbände, Kirchen, Universitäten, Volkshochschulen und Ehrenamtler. Einen Überblick zu behalten, fällt nicht nur den Flüchtlingen schwer. "Das ist so verzweigt mittlerweile", sagt Integrationsminister Schmeltzer. Alle Initiativen haben ihre eigene Organisationsstruktur und Finanzierungsmöglichkeiten. Für Basissprachkurse etwa, hat das Land Nordrhein-Westfalen bisher als einziges Bundesland flächendeckend über vier Millionen Euro an Fördergeldern frei gegeben, für die sich die einzelnen Träger bewerben können, heißt es beim Landes-Arbeitsministerium. Diese Mittel gibt es jedoch nur für Flüchtlinge mit entsprechender "Bleibeperspektive" und den Verwaltungsaufwand der Bewerbung um die Mittel können nicht alle Träger leisten, sagt Michaela Pappas. Oftmals müssten die Sprachkurse deshalb über Spenden finanziert werden, auch wenn viele Sprachlehrer das ehrenamtlich machen. Doch würde man bei den Sprachkursen auch auf Qualität achten wollen, für Ungeübte bräuchte es deshalb ein Konzept, sagt Daniela Krein vom BAF. Und auch das Lehrmaterial und Räume müssen bezahlt werden. Bisher gilt also: "Wir sind noch in der Findungsphase", resümiert Michaela Pappas vom Integrationszentrum.

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