Remscheid Der schwierige Weg zu sich selbst

Remscheid · Theaterensemble der EMA bekommt viel Applaus für eine starke Inszenierung des Hesse-Klassikers "Demian".

 Ein Dank für die "Chefin". Joshua Bader (Demian) überreicht am Ende des Auftritts Blumen an Spielleiterin Beate Rüter.

Ein Dank für die "Chefin". Joshua Bader (Demian) überreicht am Ende des Auftritts Blumen an Spielleiterin Beate Rüter.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Erwachsen zu werden ist schwer. In diesem Prozess löst man sich von Altbewährtem und muss unter dem Druck der Gesellschaft und der eigenen Anforderungen die Weichen für die Zukunft stellen, entscheiden, was für ein Mensch man künftig sein will.

Das Problem der inneren Zerrissenheit bleibt immer aktuell. Das stellten auch die Mitglieder des Theaterensembles des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums (EMA) in ihrem neuen Stück "Demian. Die Geschichte einer Jugend" fest. Mit ihrer Interpretation des Hermann Hesse Romans von 1919 bringen sie die Geschichte des heranwachsenden Emil Sinclair im neuen Gewand auf die Bühne, wobei sie sich an der Bühnenfassung von Daniela Löffner aus 2011 orientieren.

Auf beeindruckende Weise und mit wechselnden Darstellern für die Hauptrolle verkörpern sie die Stationen, die Sinclair durchläuft: Die Abnabelung von den religiösen Eltern, die Zeit auf dem Internat mit Partyexzessen, das stupide Studentenleben, die Liebe, die Enthaltsamkeit oder der Krieg - das alles sind Möglichkeiten, die sich Sinclair bieten und die er ausprobiert, um zu sich selbst zu finden.

Manchmal fühlt er sich allein, unverstanden. Das Gefühl konnte auch das Premierenpublikum am Freitagabend nachvollziehen. Doch Sinclair hat einen ungewöhnlichen Freund an seiner Seite: Demian, der ihn zu kennen scheint wie kein anderer. Letztlich sind beide anders als die große Masse. Sie sind keine Mitläufer, sie gehen ihren eigenen Weg.

Die Darstellung der Schauspieler lebt von der Körperlichkeit sowie vom intensiven Ausdruck des Gesagten. Hesses Worte wirken nach fast 100 Jahren aktueller und authentischer denn je. Ergibt man sich dem Gruppenzwang oder wird man als verschrobener Einzelgänger wahrgenommen? Dieser Zwiespalt bestimmt auch heute die Welt der Jugendlichen. Deshalb verwundert es nicht, dass das Ensemble des EMA-Theaters unter Leitung von Beate Rüter so realistisch diesen inneren Konflikt darstellt.

Hervorragend ist ebenfalls die Idee des goldenen Rahmens als Bühnenrequisit. Das heile Familienbild, das scheinbar Gute spielt sich innerhalb dieses Rahmens ab und wird somit klar verständlich von der verlockenden Welt außerhalb des Familienlebens getrennt. Symbolisch steht diese zum Ende hin Kopf.

Das leidenschaftliche Spiel und die überzeugende Leistung wurden zu Recht mit viel Beifall belohnt. Die Einladung zur Theaterwoche in Korbach sowie die Nominierung für das Theatertreffen der Jugend in Berlin sind mehr als verdient.

Weitere Aufführungen: Heute und morgen, jeweils 19 Uhr.

(RP)
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