Remscheid Der neue Stolz der Remscheider SPD

Remscheid · Christine Krupp (36) ist die erste Frau, die das Amt als Chefin des SPD-Unterbezirks der Werkzeugstadt ausfüllt.

 Christine Krupp ist Vorsitzende der Remscheider SPD.

Christine Krupp ist Vorsitzende der Remscheider SPD.

Foto: Jürgen Moll

Eine leuchtend rote Jacke hat sich Christine Krupp bei ihrem jüngsten Besuch in Berlin gekauft. Passend zur unbeständigen Wetterlage in diesem Sommer. Sie schützt gegen Regen und Wind, ist aber nicht gleich zu warm, wenn die Sonne scheint. Es ist kein aufdringliches Rot, eher von dezenter Eleganz. "Wenn ich schon SPD-Vorsitzende von Remscheid bin, dann kann ich auch eine rote Jacke tragen", hat sich Christine Krupp gedacht. Rot gehört eigentlich nicht zu ihren Lieblingsfarben. Aber vielleicht ändert ein neues Amt auch etwas die geschmacklichen Vorlieben.

Christine Krupp (36) ist die erste Frau, die in der Arbeiterstadt Remscheid dieses Amt übernimmt. Und sie steht auch für einen Generationenwechsel, der sich bei der SPD vollzieht.

Als Schülerin des Gertrud-Bäumer-Gymnasiums engagierte sie sich in der Jungen Union. Die CDU-Nachwuchsorganisation empfand sie damals als engagierter als die Jusos . Da wollte sie gerne mitmachen. Mitmachen, etwas bewegen, mit anderen Leuten gemeinsam etwas schaffen - an diesen Werten hat Krupp damals wie heute Spaß. "Das ist mein Ding", sagt sie. Als Lacklaborantin bei DuPont in Wuppertal wählten sie die Auszubildenden schnell zu ihrer Interessenvertreterin im Betriebsrat. Die Arbeit als Gewerkschafterin wuchs und wuchs, die Anerkennung und der Zuspruch mit. "Warum soll ich es nicht zu meinem Beruf machen", hat sich Christine Krupp gefragt.

Zum Studium ging sie nach Frankfurt zur "Akademie der Arbeit". In der Rubrik Beruf steht heute in ihrem Lebenslauf: Gewerkschaftssekretärin. Friedrich Merz und Angela Merkel ist es zu verdanken, dass Christine Krupp der CDU abgeschworen hat. Für immer. Der Schwenk aufs offene Feld des Neoliberalismus beim Parteitag in Leipzig 2003 hat die junge Gewerkschafterin verschreckt. "Die haben uns beschimpft und wollten uns abschaffen", erinnert sich Krupp. Bei den Schwarzen konnte sie nicht länger bleiben. Nach gründlichem Studium der Programme anderer Parteien entschied sie sich für die SPD, auch wenn die Hartz IV-Wunde bei den Gewerkschaftern damals noch sehr frisch war.

Ob sie lieber die "Erinnerungen" von Willy Brandt oder die von Helmut Schmidt verschenken würde? Krupp muss keine Sekunde überlegen: Helmut Schmidt, natürlich. "Der Mann hat für seine Überzeugungen gestanden und über Legislaturperioden hinaus gedacht", sagt sie. Auch wenn im Gespräch mit ihr häufiger das Wort "Gerechtigkeit" fällt, eine Sozialromantikerin scheint sie nicht zu sein. Sie kann das Gefühl der Unsicherheit ihrer Generation (30 plus) gut benennen. Beim Thema Rente zum Beispiel schüttelt sie nur den Kopf. "Ich bin dafür, dass die Rente in staatliche Hand gehört".

Die im Stadtteil Hasten lebende Sozialdemokratin kann man sich als einen zufriedenen Menschen vorstellen. Sie habe ein Kind (zwei Jahre alt), einen Mann, einen guten Job und zwei Katzen. "Mein Leben läuft", sagt sie.

Die Landtagswahl verloren, den Wahlkreis verloren - vor der Bundestagswahl am 24. September ist Krupp nicht bange. "Die Stimmung in der Partei ist gut", sagt sie. Ihre Prognose für das Abschneiden der SPD trägt sie ohne Selbstzweifel vor. "Wir kommen auf über 30 Prozent." Damit dies gelingt, wird die neue Parteichefin mit ihren Genossen intensiv im Straßenwahlkampf unterwegs sein. Und öfter mal ihre rote Jacke anziehen.

(RP)
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