Remscheid Der krasse Absturz aus den Chef-Etagen

Remscheid · Das Stück "Top Dogs" von Urs Widmer spielte das "Actor's Studio NRW" im Rotationstheater.

 Die Chefinnen in dem Stück "Top Dogs" stehen plötzlich ohne Job da. Eine angespannt-ungewohnte Situation, wenn man sich wieder bewerben muss.

Die Chefinnen in dem Stück "Top Dogs" stehen plötzlich ohne Job da. Eine angespannt-ungewohnte Situation, wenn man sich wieder bewerben muss.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Die Frau sitzt in sich zusammengesunken wie ein Häufchen Elend, während eine Gruppe Fremder immer wieder um sie herum schreitet. Die Finger sind auf sie gerichtet. "Du hast keinen Job", wiederholen sie immerzu, während sie den Kreis um die Frau enger ziehen. Die Musik im Hintergrund gewinnt an Dramatik. "Nein!", ruft die Frau mit einem Mal, als der Druck zu groß wird.

Es waren Szenen wie diese, mit der die Neuinszenierung des Stück "Top Dogs" durch das "Actor´s Studio NRW" am Sonntagabend im Rotationstheater mit dem Leistungsdruck in der heutigen Arbeitswelt abrechnete. Statt einer fortlaufenden Handlung bot die Inszenierungen einen Rahmen, der eine Reihe von Szenen thematisch zusammenfasst. In Zeiten der Globalisierung macht die Arbeitslosigkeit auch vor den ganz Großen im Management, den "Top Dogs", nicht Halt. Zum Glück bringt die "New Challenge Company" (NCC) als Vermittlungsbüro die einstigen Spitzenverdiener mit einem intensiven Gruppencoaching wieder auf Kurs. "Bewerben ist ein Full-Time-Job", kommentiert die NCC-Mitarbeiterin Frau Wrage, die Darstellerin Anita Scheemann als Karikatur auf die personifizierte Professionalität interpretierte.

Die Inszenierung von Regisseur Oliver Scheemann punktete neben eindringlichen Szenen vor allem mit einem guten Gespür dafür, wie Humor und Gesellschaftskritik miteinander kombiniert werden konnten. Oft genug wusste man gar nicht, ob man angewidert den Kopf schütteln sollte, wenn etwa der aalglatte Herr Neuenschwander (Etienne Padberg) so von seinen Autos spricht, als wären es seine Kinder, oder ob man in lautes Lachen ausbrechen sollte.

Philipp Reinshagens Herr Krause war vor allem für die Lacher zuständig. Die Figur des psychisch angeschlagenen Ex-Managers legte Reinshagen zwischen Trauer und Wut an und garnierte das Ganze mit einem Hang zum pathologischen Scheitern. So beschließt Herr Krause, sich zu erhängen, klettert augenblicklich demonstrativ auf einen Stuhl und bekommt einen Hexenschuss, der Schlimmeres verhindert. Überboten wurde diese Szene allenfalls von einem Rollenspiel, als Herr Krause seinen ehemaligen Chef spielte und sich selbst entlassen sollte. Reinshagens bitterböses, heimtückisches und leicht cholerisches Entlassungsgespräch war den Besuch fast schon alleine wert.

Mit vielen cleveren, weil eindringlich umgesetzten Szenen und einem durchweg bestens aufspielendem Ensemble gelang dem Actor´s Studio NRW eine hervorragende Adaption. Das sahen auch die Gäste so und feierten die Darsteller am Ende mit viel Beifall.

(hathi)
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