Remscheid Der Fado, das Meer und die Leidenschaft

Remscheid · Das preisgekrönte Quorum Ballet aus Portugal gastierte im Teo Otto Theater mit einer getanzten Liebeserklärung an die Heimat.

 So wild schlagen die Wellen vor den Küsten Portugals. Mit ihrer enormen körperlichen Präsenz transportierten die portugiesischen Tänzer Emotionen auf die Bühne des Teo Otto Theaters.

So wild schlagen die Wellen vor den Küsten Portugals. Mit ihrer enormen körperlichen Präsenz transportierten die portugiesischen Tänzer Emotionen auf die Bühne des Teo Otto Theaters.

Foto: Teo Otto Theater

Tolle Kulisse, tolle Musik, großartige Tanzchoreographien. Daniel Cardoso, Tänzer, Choreograph und Gründer des 2005 entstandenen Quorum Balletts hat Großartiges geschaffen: "Correr o Fado" ist ein musikalisch-tänzerisches Gesamtkunstwerk, das die Fahne seiner portugiesischen Heimatkultur hochhält und mit neuem Gewand stolz im Wind wehen lässt. Durch den zeitgenössischen Tanz und seinen Emotionen transportierenden Bewegungen hat er es geschafft, einer Urtradition, wie es der Fado in Portugal ist, den Staub des Alters wegzuwischen. Mit ihrer Vorführung gaben Cardoso und sein Ensemble im Teo Otto Theater eine Kostprobe portugiesischer Lebensart. Eine Neuinterpretation: Auf traditionelle Fado-Musik tanzten die Darsteller zeitgenössische Choreographien. Eine äußerst gelungene Fusion, die beim Publikum sehr gut ankam.

Fado, das ist Musik aus der Hauptstadt Lissabon und der Universitätsstadt Coimbra. Es ist vor allem aber auch der typische Klang, mit dem Reisende Portugal verbinden - der leidenschaftliche Gesang, vermischt mit Wehmut und Sorge, ein Klageruf in die Welt über Heimweh, Sehnsucht, Missstände oder unglückliche Liebe. All diese Gefühle weckte auch Sängerin Joana Melo mit ihrer heiseren Stimme und ihren drei Musikern an zwei Konzertgitarren und einer portugiesischen Gitarre. Mit ihren Gesang löste die kleine Frau mit ihrer gewaltigen Stimmkraft im Publikum Gänsehaut aus.

Die Musik transportierte die genannten Fado-Eigenschaften, doch für jene, die der portugiesischen Sprache nicht mächtig oder mit der portugiesischen Kultur nicht vertraut waren, wurde es schwierig, das Ausmaß der Emotion zu verstehen. Dem verschafften die ausdrucksstarken jungen Tänzer und Tänzerinnen um Daniel Cardoso Abhilfe: Fließende Bewegungen für Leichtigkeit, Sprünge und Drehungen für ausgelassene Lebensfreude, eng umschlungene Choreographien mit viel Körperkontakt zwischen männlichen und weiblichen Tänzern spiegelten die Liebe und Leidenschaft, welche die Portugiesen für ihr Heimatland empfinden. Ein weiteres Hauptmotiv, das im Fado immer wieder besungen wird, ist das Meer, als Symbol für Leben, Fernweh und Sehnsucht. Das war nicht nur im Bühnenbild anhand von größeren, mit Wasser befüllten Plexiglaswürfeln gut sichtbar, Cardoso setzte dies auch tänzerisch wieder überwältigend gut um, indem er sein Ensemble im Wasser tanzen ließ. Auf der Bühne spritzte es wild, es wurde ganz schön nass, und das Publikum jubelte. Ein sehr gelungenes Stück, das die Theatergäste zu Recht mit stehender Ovation feierte.

(RP)
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