Remscheid Der Botschafter

Remscheid · Phillip Gadomski alias "Gadde" rappt über das, was ihn bewegt. Eines seiner Themen: Remscheid soll bleiben, wie ist ist - klein und beschaulich. Eine Begegnung.

Remscheid: Der Botschafter
Foto: youtube

Wie er da sitzt, ganz in der Ecke des Sofas, der Blick irgendwo zwischen verloren und nachdenklich, könnten seine Gesprächspartner meinen, Phillip Gadomski sei ein stiller Vertreter seines Fachs. Sein Fach aber, und das ist das Paradoxe, ist alles andere als das - still.

Gadomski, 24, ist Musiker. Hip-Hopper, um genau zu sein. Und wer seine Musik hört, seine Videos sieht, der merkt schnell: Es gibt noch einen zweiten Phillip Gadomski. Einen, der vor der Kamera steht, in sie hinein spricht, der laut ist, seine Meinung klar ausdrückt. Der Name dieses Mannes: Gadde.

Unter diesem Künstlernamen firmiert der Hip-Hopper Gadomski heute. Die Anfänge seines Musikerlebens aber liegen mittlerweile gut vierzehn Jahre zurück. "Damals habe ich den Film ,8 Mile' im Kino gesehen", erinnert sich Gadomski. Der Hip-Hop-Film ist so etwas wie ein Erweckungserlebnis für den damals Zehnjährigen. Am Tag, nachdem er den Film gesehen hat, schreibt Gadomski seine ersten Lied-Texte - auf Englisch. Nicht sonderlich sinnvoll, wie er selbst sagt, aber immerhin: Der Grundstein für eine bis heute andauernde Leidenschaft ist gelegt.

Nachdem er das Musikmachen später eine Zeit lang ruhen lässt, nimmt er 2012 seinen ersten Song auf. Programmatischer Titel: "Mein erster Track". "Dabei sollte es eigentlich bleiben", erzählt Gadomski heute. Heute weiß er: Es kommt immer anders.

Mittlerweile ist eine Vielzahl von Musikvideos auf Youtube abrufbar, in ein paar Wochen soll seine erste Platte "Geboren in 'ner Kleinstadt" erscheinen. "Nur das Cover fehlt noch."

Der Titel des Albums ist nicht ohne Hintergedanken gewählt. "Ich rappe über das, was mich beschäftigt", sagt Gadomski. Eines davon ist die Kleinstadt, in der er geboren ist - Remscheid. Der Musiker sagt von sich selbst, er sei wohl kein Freund von Veränderungen. Deshalb passt ihm auch nicht, dass in der Klein-stadt Remscheid ein großes Outlet-Center gebaut werden soll. "Das verändert die Stadt zu sehr", sagt der 24-Jährige. Er stört sich daran, dass man versuche, aus der überschaubaren Stadt, durch die er als kleiner Junge gelaufen ist, eine Großstadt zu machen. Zu sehr hat er die Stadt liebgewonnen - so, wie sie ist. Das zeigt sich auch an der Wahl des Teo Otto Theaters für einen Videodreh. "Ich hätte auch in Köln drehen können - aber ich wollte meine Verbundenheit mit Remscheid zeigen", sagt Gadomski.

In einem seiner Lieder rappt er, das Schreiben sei seine Therapie. "In der Musik kann ich meine persönlichen Probleme verarbeiten", sagt er. Gleichzeitig aber gibt er seine Musik auch anderen an die Hand. In "Unvergessen" rappt er über den Tod seines Großvaters. "Das Lied passt aber auch zu Situationen, die andere erlebt haben." Und plötzlich wirkt er gar nicht mehr so still.

(tsp)
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