Remscheid Den Zeitgeist prägen, nicht ihm folgen

Remscheid · Die Remscheider CDU feiert 70-jähriges Bestehen und verleiht Gerd Ludwig Lemmer den Ehrenpreis.

 Festgäste zum 70. Bestehen der Partei: Wolfgang Bosbach, Gerd Ludwig Lemmer, Jens Nettekoven, Dr. Bernhard Worms und Nettekovens Tochter Lisa.

Festgäste zum 70. Bestehen der Partei: Wolfgang Bosbach, Gerd Ludwig Lemmer, Jens Nettekoven, Dr. Bernhard Worms und Nettekovens Tochter Lisa.

Foto: Hertgen

Es war der Abend der Ehrungen, der Dankbarkeit und der Geschenke gestern im Saal des Schützenhauses. Nicht nur für Gerd Ludwig Lemmer, der den erstmals verliehenen Ehrenpreis der Remscheider CDU erhielt, und langjährige Mitglieder, die für ihre Parteitreue gewürdigt wurden. Festredner Wolfgang Bosbach erhielt von Remscheider Parteichef Jens Nettekoven eine Flasche griechisches Olivenöl, über das der Bundestagsabgeordnete herzhaft schmunzelte. In seiner Rede zum Parteijubiläum hatte er sich zuvor seinerseits freigiebig gezeigt, mit geschichtlichen Rückblicken, politischen Einsichten und guten Ratschlägen für die Zukunft.

Der wohl prägnanteste lautet: "Die CDU sollte nicht dem Zeitgeist nachlaufen, sie sollte ihn prägen", sagte Bosbach auch im Hinblick auf wertkonservative Wähler - sie könnten sonst den Wahlen fernbleiben. Den Zeitgeist geprägt, das hat die Partei über viele Jahrzehnte. Dabei habe sie nicht alles richtig gemacht, so der Festredner - aber: "Alle wichtigen Entscheidungen für die junge Bundesrepublik waren richtig." Soziale Marktwirtschaft, Gründung der Bundeswehr, Festhalten am Nato-Doppelbeschluss und schließlich Kohls beharrlicher Weg zur deutschen Einheit habe von der CDU teilweise auch gegen starken Widerstand anderer Parteien und der Bevölkerung durchgesetzt werden müssen. Bosbach würdigte die epochalen Leistungen der Nachkriegszeit, an der seine Partei maßgeblich beteiligt war, vor allem das europäische Friedenswerk. Gleichzeitig warnte er vor neuen Gefahren und Herausforderungen wie dem Ukraine-Konflikt und dem Islamischen Staat. Bei der Flüchtlingsfrage mahnte er die finanzielle Unterstützung der Kommunen durch den Bund an und schoss verbal in Richtung Landesregierung: "Mit dem Geld darf nicht der Landeshaushalt saniert werden."

Reibungsflächen innerhalb der Partei seien notwendig, betonte Bosbach. Er hatte sich als starke Stimme der Kritiker der Griechenland-Kredite profiliert und war am 23. Juli als Vorsitzender des Innenausschusses zurückgetreten. Dass er daraufhin Zuspruch und Bedauern von Vizekanzler Gabriel (SPD) sowie von Kollegen der Grünen und der Linken erhalten hatte, habe ihn nachdenklich gestimmt. "Was habe ich bloß falsch gemacht?"

Im Mittelpunkt des Abends stand dann aber Gerd Ludwig Lemmer. Der frühere CDU-Landtagsfraktionschef Dr. Bernhard Worms würdigte ausführlich den politischen Werdegang seines "guten alten Chefs", dem er als Referent gedient hatte. Als Kommunalpolitiker, Oberbürgermeister, Landes-, Bundes- und schließlich Europapolitiker habe er mit starker Ausstrahlung in die Bürgerschaft gewirkt und sei von Arbeitgebern und Gewerkschaften gleichermaßen geschätzt worden.

(RP)
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