Remscheid Das Leid aus Nepal bei Musik und Tanz hinter sich lassen

Remscheid · Das Projekt "Kinder- und Kulturkarawane" hilft von Zwangsprostitution betroffenen Mädchen. Gestern waren einige zu Besuch in Remscheid.

 Gemeinsam Tanzen - zusammen mit Schülerinnen der Sophie-Scholl-Gesamtschule bewegten sich junge Mädchen aus Nepal zur Musik.

Gemeinsam Tanzen - zusammen mit Schülerinnen der Sophie-Scholl-Gesamtschule bewegten sich junge Mädchen aus Nepal zur Musik.

Foto: Jürgen Moll

Dass ihre Gäste allesamt ein schlimmes Schicksal haben, war beim gemeinsam verbrachten Vormittag kein Thema. Gestern trafen sich Schüler des Kurses "Darstellen und Gestalten" der sechsten Jahrgangsstufe an der Sophie-Scholl-Gesamtschule mit Mädchen, die aus der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu nach Deutschland reisten. Die Jugendlichen leben dort in der Obhut von Maiti Nepal.

Seit 1993 kämpft die Organisation gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution. "Alle Mädchen haben ihre eigene Geschichte und sind auf verschiedene Weise betroffen", erklärte Anuradha Koirala, Gründerin und Leiterin von Maiti Nepal. Für ihr soziales Engagement wurde sie mit international bedeutenden Preisen ausgezeichnet. "Sie hat 30.000 Frauen vor Verschleppung bewahrt und Betroffene aus Bordellen herausgeholt", berichtete Gereon Wagener, der als Geschäftsführer der Bono-Direkthilfe Stiftung den Kontakt zur Remscheider Gesamtschule hergestellt hatte. Mit den deutschen Gesamtschülern wurden nach einem gemeinsamen Frühstück in Workshops nepalesiche Tänze einstudiert und abschließend vorgeführt. Trotz sprachlicher Barrieren klappte die Verständigung gut. Die Nepalesinnen sprechen bereits sehr gut Englisch und brachten ihre frisch erworbenen Deutschkenntnisse ein.

Iris Grundei, die als Lehrerin an der Sophie-Scholl-Schule den Besuch vorbereitet hatte, hat im Vorfeld mit ihren Schülern altersgerecht über die Problematik gesprochen. "Wir haben uns mit Nepal beschäftigt und auch einige Hintergründe angesprochen", erzählt sie. Bewusst habe sie aber darauf verzichtet, zu sehr ins Detail zu gehen. "Ich wollte gerne, dass sich die Jugendlichen unbefangen begegnen." Dieses Anliegen hat offensichtlich funktioniert. "Ich fand's ganz toll", resümierte Saskia (11) den Besuch. Und Annalena fand es super, dass die Gäste die weite Reise angetreten hatten, auch um mit ihr und ihren Mitschülern etwas zu unternehmen. Die Gruppe lebt in Kathmandu in einem Internat und erhält an jedem Tag neben dem normalen Schulunterricht auch Tanz- und Musiktherapie. In Europa bestreiten die jungen Leute derzeit ein eng gestricktes Auftrittsprogramm im Rahmen der Kinder-Kultur-Karawane, einem Programm, das sich für kulturelle Bildung junger Menschen einsetzt. Untergebracht sind die Gäste aus Nepal in Familien, was ebenso den Austausch fördert.

Im Gesamtpaket betrachtet, helfen alle Aktivitäten von Maiti Nepal, das Vergangene hinter sich zu lassen. "Alle kämpfen mit einem Trauma, das kommt und geht. Die Reise nach Deutschland und die Begegnung mit anderen Jugendlichen bringt Freude und trägt zur Verarbeitung bei", erzählte Bishwo Khadka, Direktor von Maiti Nepal.

(bona)
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