Remscheid Das christliche Abendland und die Flüchtlingswelle

Remscheid · Lüttringhauser Gespräche beschäftigen sich im November an drei Abenden mit der abendländischen Leitkultur.

Die Lüttringhauser Gespräche stehen unter dem Motto "Abendländische Leitkultur - Licht und Schatten". An drei Abenden im November wird es um die gesellschaftlichen, politischen und kirchlichen Auswirkungen gehen, die die Flucht- und Migrationsbewegung der vergangenen Monate auf die Menschen in Remscheid hatten und haben. Vor allem das zum Schlagwort gewordene "Christliche Abendland" wird im Mittelpunkt stehen. Denn, so sagt Dr. Rainer Withöft, evangelischer Pfarrer in Lüttringhausen: "Das 'Christliche Abendland' ist wieder in den Schlagzeilen, aber nicht so, wie es sich die Kirchen erhofft haben."Denn es sei nicht im Sinne der Kirchen, wenn Pegida und AfD den Begriff vor sich hertragen. "Daher muss der Begriff hinterfragt, neu positioniert und neu definiert werden. Was ist das eigentlich, dieses 'Christliche Abendland'?", fragt Withöft.

Beim ersten Abend am Dienstag, 8. November, wird Dr. Andreas Püttmann, Journalist und Politikwissenschaftler, über den Begriff als "Worthülse, Kampfparole, Wertgemeinschaft" referieren. Es soll um Abgrenzung zur drohenden Klimavergiftung in Deutschland gehen. Weniger theoretisch wird der zweite Abend am Dienstag, 15. November sein. Vier Referentinnen und Referenten mit unterschiedlichen Migrations- und Fluchthintergründen sind zu Gast im Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde am Ludwig-Steil-Platz. Sie sprechen darüber, wie sie als Fremde dieses "Christliche Abendland" erlebt haben - oder eben nicht.

Die Veranstaltung soll zwar das Positive hervorheben - "das passiert in der Öffentlichkeit viel zu selten", betont Withöft -, dies soll aber nicht verklärend geschehen. "Die Idee ist, beide Seiten zu präsentieren. Wobei es mir schon ein Anliegen ist, dass die schönen Erlebnisse und die guten Ereignisse im Vordergrund stehen", erklärt Withöft. Das Thema liegt dem Lüttringhauser Pfarrer sehr am Herzen. "Der dritte Steinwurf in Lüttringhausen ist gerade erst geschehen. Man muss dagegenhalten, gegen diese diffuse Stimmung, die so schwer greifbar herumwabert", sagt Withöft. Sein katholischer Amtskollege, Pfarrer Werner Hodick, Seelsorger in der Stiftung Tannenhof, ergänzt: "Alles Negative fängt mit Verallgemeinerungen und Vereinfachungen an. Da müssen wir ansetzen und verschiedene Blickwinkel aufzeigen. Das ist mühsam, aber es ist wichtig", betont Hodick.

Der dritte Abend soll positive Beispiele verstärkt ins Spiel bringen: "Unter dem Titel 'Und sie bewegt sich doch!' wird es Beispiele für gelungene Begegnungen und Integration in Filmform zu sehen geben", sagt Withöft. Das Projekt "Hin und weg" der Wuppertaler Internationalen Klasse zeigt acht Kurzfilme, die von geflüchteten und deutschen Jugendlichen gemeinsam produziert wurden. Im Gespräch mit den Protagonisten, die bei der Filmvorführung in Lüttringhausen anwesend sein werden, gewinnt der Zuschauer einen Eindruck. "Gespräche sind ausdrücklich erwünscht, das liegt ja bereits im Namen", sagt Withöft schmunzelnd.

(RP)
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