Kabarettist Andreas Thiel Champagner ist das Getränk für Satiriker

Remscheid · Andreas Thiel scheut sich auch nicht davor, den Koran aufs Korn zu nehmen. Der Schweizer gastiert in Lennep.

Herr Thiel, Sie treten am Donnerstag, 5. November, zusammen mit dem Musikduo "Les Papillons" in der Klosterkirche auf. Seitdem Sie sich den Koran aufs Korn genommen haben, musste in der Schweiz für Sie Polizeischutz her. Worauf darf sich das Publikum einer deutschen Kleinstadt wie Remscheid-Lennep in Ihrem Programm freuen?

Thiel Auf humoristische Betrachtungen so weit oberhalb der Gürtellinie, dass es den meisten schwindlig wird.

Und was erwarten Sie vom Publikum?

Thiel Dass es trotzdem lacht.

Welches Publikum geht verstandesmäßig mehr mit? Und welches lacht herzlicher?

Thiel In traditionell protestantischen Gebieten wird eher intellektuell rezipiert und in katholischen dafür herzhafter gelacht.

In welchem Land treten Sie als Satiriker am liebsten auf? Und warum?

Thiel Eigentlich in Österreich. Die Österreicher haben einen wunderbar schwarzen Humor. Für einen Satiriker, dem das Weltgeschehen grauenvolle Dinge wie Terror, Krieg und Folter als Betrachtungsgegenstände auf den Schreibtisch legt, sind die Österreicher ein erfrischend offenes Publikum, wenn es darum geht, in untröstliches Endzeitgelächter auszubrechen.

Sie gehen auf Tour mit "Les Papillons". Warum spicken Sie Ihr Kabarett-Programm mit Musik?

Thiel Text wird über den Verstand aufgenommen, und der ist bekannterweise schwach. Musik hingegen geht direkt ins Herz und baut uns auf. In einer Theatervorstellung ohne Musik ermüdet das Publikum einfach schneller.

Zu dritt auf Tournee sind Sie auch einfach weniger alleine?

Thiel Les Papillons und ich haben es hinter der Bühne immer lustig, auch wenn das Publikum nicht lacht.

Sie trinken Champagner während Ihres Programms. Warum?

Thiel Champagner ist das perfekte Getränk für die Satire: Er macht nicht lustig, aber es prickelt.

In der Vorankündigung zu "Politsatire 4" in der Klosterkirche heißt es: "Schauen Sie sich, bevor Sie sterben, noch dieses Programm an." Lohnt es sich, zu warten?

Thiel Ob es sich gelohnt hat, zu warten, wissen wir erst nach der Premiere am 10. November in Zürich.

Wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass die Salafisten Ihnen zuvorkommen werden und Sie das Zeitliche segnen?

Thiel Da ich in der Schweiz meistens unter Polizeischutz auftrete, dürften die Salafisten noch einige Zeit mit Flugstunden oder Raketenbau beschäftigt sein, bevor sie mich erwischen.

BERND GEISLER FÜHRTE DAS GESPRÄCH. DIE AUFFÜHRUNG FINDET AM 5. NOVEMBER IN DER KLOSTERKIRCHE STATT.

(RP)
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