Remscheid Bürgerdialog mit "Quietsch-Test"

Remscheid · Der Wahlkampf-Bus von CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet hielt für eine halbe Stunde auf dem Rathausplatz.

 Rudi Niepenberg (li.), Gemüsehändler auf dem Wochenmarkt, fragt Armin Laschet (re.), warum Diskounter Erdbeeren aus Spanien verkaufen - und erklärt dem CDU-Spitzenkandidaten den Quietsch-Test beim Spargel.

Rudi Niepenberg (li.), Gemüsehändler auf dem Wochenmarkt, fragt Armin Laschet (re.), warum Diskounter Erdbeeren aus Spanien verkaufen - und erklärt dem CDU-Spitzenkandidaten den Quietsch-Test beim Spargel.

Foto: Jürgen Moll

Wenn Armin Laschet noch nicht wusste, woran frischer Spargel zu erkennen ist - nach dem gestrigen Besuch des CDU-Spitzenkandidaten auf dem Wochenmarkt vor dem Rathausplatz weiß er es. Ihm wird der "Quietsch-Test" wohl noch längere Zeit in Erinnerung bleiben.

Rudi Niepenberg, dessen Familie seit 1953 einen Obst und Gemüsestand zweimal in der Woche betreiben, führte Laschet das Geräusch gerne vor, um ihm anschließend doch sein Unverständnis für die Entwicklung des Großhandels zu erzählen. "Warum öffnen immer mehr Aldi- und Lidlmärkte und verkaufen Erdbeeren aus Spanien? Ich versteht das nicht. Das macht uns kaputt", sagte Niepenberg. Laschet hörte zu, zeigte über Blicke Verständnis für die Situation und verkniff sich wohl ein Plädoyer für die freie Marktwirtschaft.

Der Remscheider Landtagsabgeordnete Jens Nettekoven holte Laschet in seinen Wahlkreis. Die Nummer eins der CDU in Nordrhein-Westfalen soll in diesem für die CDU "wackeligen Wahlkreis", wie Laschet es ausdrückt, für Rückenwind bei den Christdemokraten sorgen. Laschet will mit der CDU stärkste Fraktion werden und Nettekoven das Direktmandat holen. Gemeinsam gehen sie eine halbe Stunde auf Stimmenfang.

Im ersten Moment zeigen sich die meisten Marktbesucher etwas irritiert, wenn der freundliche Herr im dunkelblauen Mantel, offenen weißen Hemd und blank geputzten schwarzen Schuhen ihnen die Hand reicht und sich vorstellt. Schon mal gesehen? Muss bekannt sein, weil so viele Fotografen um ihn herum schwirren? Ach ja, der Herr Laschet.

Der Spitzenkandidat strahlt eine angenehme Freundlichkeit aus. Seine Stimme klingt geschmeidigt, seine Ausdrucksweise ist bemüht, die Dinge verständlich auf den Punkt zu bringen. Laschet drängt sich nicht auf, lässt sich aber auch von seiner Argumentationslinie nicht abdrängen, wenn er auf eine andere Meinung trifft.

Zum Beispiel auf die von Bernd Dörpinghaus, Lehrer am Röntgen-Gymnasium. Mit dem Thema Lehrermangel kennt sich der Pädagoge bestens aus. Jahrelang hat er Vertretungspläne geschrieben. "Mit einem Mausklick kann man das Problem nicht lösen", sagt Dörpinghaus. Er diskutiert mit Laschet darüber, wie Ausfallzeiten an den Schulen zu beheben sind. Es gibt ein Hin und Her. Einig werden sich die beiden bei dem Punkt, dass es in Nordrhein-Westfalen zu wenige Lehrer gibt, und andere Länder das besser können.

Laschet fährt mit einem großen schwarzen Bus durchs Land. Eine Gruppe junger CDUler in orangefarbenen Regenjacken begleitet ihn. Das Gefährt mit seinem Konterfei steht unter dem Balkon des Zimmers von Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz vor dem Rathaus. Ob er im Wahlkampf eine Wechselstimmung spüre? Diesen Begriff nimmt Laschet nicht gerne in den Mund. Er meidet persönliche Attacken gegen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. "Viele Menschen sind mit Vielem in diesem Land unzufrieden", sagt Laschet. Sicherheit, Verkehr, Schule - auf diese Themen würde er immer wieder angesprochen. Jens Nettekoven, der immer einen CDU-Aufnahmeantrag in der Tasche hat, zeigt auf seinem Handy die neuestes Umfrageergebnisse für seinen Wahlkreis. Demnach liege er um einen Prozentpunkt vor seinem SPD-Konkurrenten Sven Wolf. "Wir geben nichts auf Umfragen", sagt Armin Laschet. Nur der Abend des 14. Mai sei entscheidend.

Butter oder Sauce Hollandaise zum Spargel? Nur Butter. Und Kartoffeln, Marke Sieglinde, reichlich Schinken darf auch nicht fehlen. Auch diese Empfehlung nahm Laschet aus Remscheid mit.

(RP)
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