Remscheid Brexit schlägt Wellen auch ins Bergische

Remscheid · Die Entscheidung zum EU-Ausstieg der Briten schürt Befürchtungen. Exporteure wie Vaillant oder Edscha bleiben allerdings gelassen.

Unmittelbare Auswirkungen hat die Brexit-Entscheidung bislang nicht, dazu sind die konkreten Rahmenbedingungen des britischen Ausstiegs noch zu unklar. Weitaus konkreter ist da schon der nach Bekanntgabe des Referendums einsetzende Kursverfall des Britischen Pfundes. Er setzt vor allem Unternehmen zu, die in England produzieren lassen oder Waren dorthin exportieren.

"Die deutsche Wirtschaft merkt den schlechteren Wechselkurs beim Pfund", erklärt Vaillant-Sprecher Jens Wichtermann. Auch wenn man deswegen "nicht gleich in Panik gerate", sei diese Entwicklung sehr bedauerlich. Neben Deutschland sei England der zweitwichtigste Markt für Vaillant - einen Umsatz von rund 500 Millionen Euro verzeichnete das Unternehmen dort im vergangenen Jahr.

Vaillant lässt im englischen Belper Brennwertheizgeräte herstellen, rund 750 Menschen sind an dem Standort beschäftigt. Da man für den britischen Markt produziere, seien keine Erschwernisse durch neue Zölle zu erwarten, betont Wichtermann. Allerdings stammen einige der Rohstoffe und der Technik nicht aus Großbritannien und müssten aus anderen Ländern geliefert werden. Inwieweit hier aufgrund neuer Grenzen mit höheren Produktionskosten zu rechnen sei, müsse abgewartet werden.

Abwarten und Tee trinken - zu diesem urbritischen Motto rät derzeit auch noch die Bergische Industrie- und Handelskammer (IHK). "Wir haben noch keinen Brexit, sonders das Ergebnis eines Referendums", erklärt der für Wirtschaftspolitik zuständige IHK-Geschäftsführer Uwe Mensch. Natürlich seien Branchen wie Automobil- oder Maschinenbau von der Entwicklung betroffen, grundsätzliche seien diese Auswirkungen jedoch "aufseiten der Briten" stärker zu spüren, sagt Mensch.

Dennoch: Das Vereinigte Königreich ist immerhin drittgrößtes Exportland für NRW. Im vergangenen Jahr habe es im Kammerbezirk einen Umsatz im Industriebereich von knapp zehn Milliarden Euro gegeben, etwa die Hälfte davon wurde durch Exporte erwirtschaftet, etwa 400 Millionen Euro kamen dabei aus Großbritannien. Auch bei einem Nicht-EU-Mitglied Großbritannien fielen diese Umsätze nicht gleich weg. Es sei allerdings fraglich, inwieweit Firmen neue Investitionen auf der Insel anschieben, solange der Status des Landes unklar sei und Unsicherheit bestehe.

Etwas entspannter kann man die Entwicklung beim Automobilzulieferer Edscha verfolgen. Man produziere zwar an "21 Standorten in 14 anderen Ländern", aber Großbritannien sei nicht darunter, sagt Sprecherin Christina Clemens. Insofern dürften die Auswirkungen für die Geschäftsentwicklung im Unternehmen "recht gering" sein. Ansonsten müsse eben abgewartet werden, wie die künftigen Rahmenbedingungen im Zusammenleben von EU und Großbritannien ausfielen.

(RP)
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