Remscheid Bombendrohung stoppt City-Lauf - H2O evakuiert, Klinik durchsucht

Remscheid · Ein unbekannter Anrufer hat am Sonntag in Remscheid, aber auch in anderen Städten mit seinen Drohungen für viel Aufregung gesorgt. Der Citylauf wurde am Morgen abgesagt, das Spaßbad H2O in Lennep wurde ab 10 Uhr evakuiert. Im Sana-Klinikum wurden die Aufzüge nach Bomben durchsucht. Der Staatsschutz ermittelt.

Bombendrohung in Remscheid
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Bis 6.28 Uhr war die Welt in Remscheid noch in Ordnung. Dann geriet die Stadt plötzlich aus den Fugen: Ein noch unbekannter Anrufer wählte die Nummer der Polizeiwache am Quimperplatz und drohte damit, gegen 14 Uhr eine Nagelbombe beim City-Lauf rund um den Rathausplatz zünden zu wollen. In den 60 Minuten danach gab es laut Polizei-Pressesprecher Christian Wirtz weitere Droh-Anrufe, wobei auch mögliche Attentatsziele in und außerhalb der Stadtgrenzen (Solingen, Schwebebahn Wuppertal, Kölner Dom) genannt wurden. Der Staatsschutz schaltete sich in die Ermittlungen ein.

Zwar ging die Polizei laut Wirtz davon aus, dass die Bedrohungslage "nicht wirklich ernst" sei. Dennoch hatten die Anrufe Folgen: Die 25. Auflage des City-Laufs mit rund 1500 Startern wurde gegen 10 Uhr abgesagt. Das ebenfalls bedrohte H2O-Badeparadies in Hackenberg ließen die Stadtwerke als Betreiber zunächst wegen einer "technischen Störung" evakuieren. Zwei Stunden lang wurde das Bad, in dem sich eine Stunde nach Öffnung bereits 100 Besucher befanden, von der Polizei gründlich durchsucht. Verschlossene Spinde wurden geöffnet. Um 12 Uhr gab es Entwarnung. Badleiter Christian Liese hatte einen Großteil seiner Mitarbeiter da aber bereits nach Hause geschickt. "Wir machen jetzt gründlich sauber und machen morgen wieder auf", sagte er der BM. Neben der Erleichterung, dass nichts passiert ist, verspürte er am Nachmittag auch Verärgerung. Bei bestem Sommer-Wetter ging dem Bad ein gutes Geschäft durch die Lappen.

Im Sana-Klinikum, das ebenfalls vom - vermutlich - selben Anrufer bedroht wurde, wurden die Fahrstühle, in denen angeblich Sprengstoff deponiert sein sollte, laut Pressesprecher Fred Schulz "gründlich durchsucht". Dort habe es keine Störungen im medizinischen oder organisatorischen Ablauf gegeben. "Für die Patienten und die Besucher bestand keinerlei Gefahr", betont Schulz. Die eingeübten Notfall-Pläne hätten gut gegriffen.

Unmittelbar nach Bekanntwerden der Bombendrohungen wurde in der Hauptstelle der Stadtsparkasse am Rathausplatz ein Krisenstab einberufen. Dazu gehörte nicht nur die Polizei, sondern auch Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz, Sparkassen-Vorstand Frank Dehnke, Hartmut Bau (Vorsitzender des Remscheider SV) und City-Lauf-Organisator Dirk Riemer.

Riemer und Dehnke betonten, sie seien sich "in zwei Sekunden einig" gewesen, den City-Lauf abzusagen, weil das Restrisiko zu groß gewesen sei. Dabei erhielten sie die volle Rückendeckung von Mast-Weisz: "Das Risiko, dass etwas passiert, mag auch nach Einschätzung der Polizei minimal sein. Aber was, wenn dann doch eine Bombe explodiert? Es tut mir leid für alle, die verdammt viel Arbeit in die Veranstaltung gesteckt haben oder dort starten wollten. Aber es ist völlig richtig, den Lauf abzusagen."

Frank Dehnke ("Ich bin ehrlich gesagt anfangs auch sehr wütend auf so einen Spinner gewesen") wollte dies allerdings nicht als Kapitulation verstanden wissen. Er kündigte in der Pressekonferenz an: "Wir werden den Jubiläums-Lauf so, wie er heute geplant war, in jedem Fall 2016 nachholen. Jetzt erst recht." Weitere Folgen der Bombendrohungen, beispielsweise für die Geschäfte auf der Alleestraße, das Rathaus oder die Stadtsparkasse, die allesamt entlang der City-Lauf-Strecke liegen, schloss Burkhard Mast-Weisz aus: "Es gibt kein Bedrohungs-Szenario über den Sonntag hinaus. deswegen wird das Leben in der Stadt seinen gewohnten Gang gehen."

Wird der bislang unbekannten Anrufer, der eine Rufnummer-Unterdrückung eingeschaltet hatte, ermittelt, drohen ihm neben strafrechtlichen auch zivilrechtliche Konsequenzen, sagte Polizeisprecher Wirtz. "Dem Veranstalter des City-Laufs und auch dem H20 ist ein beträchlichter wirtschaftlicher Schaden entstanden, für den der Verursacher aufkommen muss." Mit "Hochdruck" werde auch darum nach dem Anrufer gesucht.

Mit einem Streifenwagen blieb die Polizei am Nachmittag auf dem Rathaus-Platz präsent. Auch um besorgten Bürgern Rede und Antwort zu stehen, die sich wunderten, warum keine Läufer unterwegs waren und das geplante Fest in der City nicht stattfand. Am Abend zuvor noch hatten 500 Menschen beim Auftakt zum City-Lauf-Event auf dem Rathaus-Platz den Klängen der Jim Rockford-Band gelauscht.

Sparkassen-Vorstand Frank Dehnke war nach der Bombendrohung auch um die Psyche der vielen Mitarbeiter und Helfer besorgt. "Wir werden uns gleich treffen, die Dinge in Ruhe besprechen und auch Hilfe anbieten", sagte er.

(RP)
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